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2. Friedensarbeit 89
er dringend um Übersendung eines Aktenstoßes mit Entwürfen über die Zusammensetzung der Bausektion für die Staatseisenbahnen und mit dem Personalstand; am 28 . Juli schrieb er aus dem damals vielbesuchten Badeort Recoaro am Valdagno, wo er zur Kur sich aufhielt, an Lotti, die vor der flitze Veronas nach San Martino di Castrozza, dem alten Hospitz der Tempelherren in Südtirol, geflüchtet war: „Heute kam rücksichtlich des Betriebes eine halbe Maßregel aus Wien, die mich ganz mißmutig und zornig gemacht hat. Die Wirkung des Wassers war sonst herrlich. Appetit und Schlaf hatten sich prächtig eingestellt, Calori ganz weg; aber so ein Dekret aus Wien, wo man die Staatsinteressen so sehr verkennt, kann wieder alles verderben!“
Es ist aus den Briefen nicht klar ersichtlich, welche ministeriellen Anordnungen Negrelli so sehr in Erregung brachten; man darf aber vermuten, daß er eine halbe, und mithin auch ganz ungenügende Maßregel in der ihm nun amtlich bekannt gegebenen Absicht der Regierung erblickte: für den Betrieb der Eisenbahnen in der Lombardei und Venedig eine eigene Direktion in Verona zu errichten, ihm aber wie bisher das gesamte Bauwesen der beiden Provinzen zu belassen; und gerade gegen diese letztere Verfügung richtete sich Negrellis Einspruch, weil der Eisenbahnbau allein für die Arbeitskraft eines Mannes umfangreich genug war. Die Errichtung einer Betriebsdirektion schloß sich an die Schaffung ähnlicher Direktionen in den Jahren 1850 und. 1851 folgerichtig an; in dieser Zeit war die Übernahme der nördlichen und der südlichen Staatsbahnen in den Staatsbetrieb nach Ablauf der Pachtverträge* durchgeführt worden; man hatte in Prag und in Graz Betriebsdirektionen errichtet; gleichzeitig war für die südöst-
* Siehe: Erster Band, S. 166.