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I. In Italien (1848—1855)
Verwaltungswesen zur Wahrung einer wohlgeregelten Wirtschaft durch die Berufung eines verwaltungstechnisch gebildeten Stellvertreters und eines Rechtsbeistandes eine maßgebende Stellung in der neuen Behörde. Der Zentraldirektion waren übrigens, gleich wie früher der Generalbaudirektion, keine außerhalb stehenden Behörden unterstellt; sie hatte ihre eigenen Ingenieure für die Ausführung ihrer Bauten. 30
An die Spitze der Ministerialsektion trat der Sektionschef Dr. Karl Czörnig Freiherr von Czernhausen, an die Spitze der Zentraldirektion für Eisenbahnbauten der Sektionsrat Dr. Karl Ritter von Ghega mit dem Range eines Ministerialrates. Ghega, den Berufskollegen und Freund Negrellis, haben wir schon kennen gelernt; er hat sich als Schöpfer und Erbauer der Eisenbahn über den Semmering bleibenden Ruhm erworben; Baron Czörnig, um wenige Jahre jünger als Negrelli, hatte sich der Rechts- und Staatswissenschaften befleißigt, war 1828 in den Staatsdienst getreten, in dem er bis 1841 zum Hof Sekretär und Direktor des statistischen Büros in Wien vorgerückt war; wenige Jahre später wurde er Hofrat im Handelsministerium, 1850 war er schon Sektionschef. Walter Rogge 27 nennt ihn den Wohldiener des österreichischen Absolutismus. Er hat oft, aber niemals zum Guten, in die Schicksale Negrelli’s eingegriffen.
Nach dem österreichischen Vorbilde wollte Negrelli auch in Italien die obere Leitung des Bauwesens gestalten. Das Eisenbahnbauwesen sollte sich von dem übrigen Bauwesen lostrennen und in selbständiger Verwaltung stehen; das erschien ihm für das lombardisch- venetianische Königreich nicht minder wichtig als für die übrigen Länder, ja umso wichtiger, als hier umfangreiche und bedeutsame, dabei auch vom staatlichen und