98
I. In Italien (1848—1855)
sich stückweise und doch innerlich zusammenhängend dieser dramatisch reich bewegte Abschnitt seines Lebens ab.
Das Jahr 1853 war das düstere Vorspiel. Schwere Niedergeschlagenheit lastete auf Negrelli. Die Verhältnisse, die sich in den früheren Jahren vorbereitet hatten, traten verschärft auf. Dreimal, und jedesmal viele Wochen lang weilte er in Modena, wo die „Geschäfte ob der vielen Intriguen österreichfeindlicher Elemente und der Unaufrichtigkeit der leitenden Persönlichkeiten wie auch der geringen Unterstützung von Wien aus nicht vorwärts gehen wollen.“ Schon begann der Klatsch in Verona zu spielen und wurde zu Verdächtigungen, die gute Freundinnen seiner Lotti zutrugen. In ihrer Einsamkeit und in ihrem Unmute über diese Vereinsamung vermochte die junge Frau, ohnehin der Eifersucht leicht zugängig, unzufrieden mit dem Leben in Verona, von Sehnsucht nach ihrer Heimat gequält, den Einflüsterungen nicht stolz entgegenzutreten; manches Wort, vielleicht härter klingend als es gemeint, traf den sorgenvollen Gatten in der Fremde, verdroß, ärgerte und verstimmte ihn. Leicht erregbar, konnte auch er sich nicht beherrschen; sein Wort wird schärfer, wenn es auch immer wieder rasch hinüberfindet in den Ton versöhnender Liebe.
„Wenn Du F. v. B. oder F. M. L. Hl.* siehst, bitte ich Dich“, so äußert sich ein bitter gehaltener Brief an Lotti, „ihnen zu sagen, daß ich nicht aus Unterhaltung hier in Modena bin, daß vier andere Kommissäre mit mir verhandeln, daß jeder aus diesem Neste wegtrachte, daß es sich um 75 Millionen handle, daß die Geschäfte sich nicht abbrechen lassen und daß ich vor Schluß derselben nicht abkommen kann. Will S. E. der Marschall,
* F. v. Baum; F. M. L. Hlavaty.