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I. In Italien (1848—1855)
ser Rücksicht wird der Uibelstand des unstatthaften Antrags an die Delegation verwiesen und angetragen, ein anderes schickliches Locale zu miethen.
Dies ist, was ich hierüber beantworten kann und wünsche nichts sehnlicher, als die baldige Herstellung der Frau und Herrn Gevatters.“
Negrelli nahm an den ständigen Festlichkeiten im Hause Radetzky’s immer teil, wenn er in Verona weilte; er und seine Frau, die sich auch künstlerisch dabei betätigte, waren dort gerne gesehen. „Bei Negrelli“, schreibt Radetzky seiner Tochter, „und bei Wollmoden haben wir deutsche Komödie.“ Es hat wohl auch sonst nicht an Unterhaltungen gefehlt, an Musik, Oper, Ballett, an Bällen, Tombolas und sonstigen Zerstreuungen. Freilich war Negrelli’s Frau durch ihre Kinder viel beansprucht — und wo gab es ein Kräutlein gegen das Heimweh, gegen die Sehnsucht nach Wien?
Hier nun, in Wien, waren die Gegner und Neider Negrelli’s erfolgreicher an der Maulwurfsarbeit. Ein Vorfall zwischen ihm und Lotti zeugt einen Brief, der tief in die Seele Negrelli’s und in die Verstimmung blicken läßt, die ihn beherrschte. Negrelli war nach Modena abgereist; beim Abschiede waren Worte gefallen, die Lotti in ihrer durch die Aufregungen gereizten Stimmung auf sich bezogen hatte; grollend sendete sie dem Fernweilenden nur kurze Briefe, schwieg schließlich ganz, meldete ihm nichts von einem Unwohlsein, bis endlich der Groll verflogen war und der in den Briefen ihres Mannes stark aufflackernde Unmut sie bestimmte, ihm die Ursache der Beide quälenden Unstimmigkeit offenherzig zu schreiben. Und nun folgte ein Brief Negrelli’s, der wie ein Markstein an dem Beginne des Trauerspieles steht, das sein Leben tief erschüttern, unheilbar verwunden sollte.