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In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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I. In Italien (18481855)

schäfte gemartert worden bin! Und welcher Lohn wurde mir zuteil? ..Die tiefe Verstimmung Negrellis wich nicht so rasch; zwischen ihm und seiner Lotti hat wohl das Wiedersehen, das Wort von Mund zu Mund, das alle Zweifel bannte, rasch die volle Aussöhnung ge­bracht ; seine Briefe aus Ferrara, wohin er schon wieder nach einigen Tagen kurzer Rast in Verona eilte, atmen die alte, von Sehnsucht durchglühte Liebe. Anders die Verstimmung über die Widerwärtigkeiten seines Beru­fes, über die Anfeindungen, mit denen er hier zu ringen hatte; sie entsprang, wie man sieht, einer tiefliegenden Ursache, sie war nicht jäh aufgeschossen aus kleinen Mißverständnissen, die füglich doch nichts anderes waren, als Zeichen kräftig blühender Liebe wie die kleinen Knorpeln, die Wespenstiche an frischkeimenden

Bäumen hervorrufen_ Der ganze Gegensatz dieser

Verstimmungen offenbart sich in Zeilen aus Modena, wo ihn die Geschäfte noch im Juli, in sengender und verzehrender Hitze, festhielten:Ach, es sind nun drei Tage, seitdem ich Euch verließ, nicht ganz verflossen und doch sehne ich mich so unendlich nach Euch! Und wenn ich auch oft brumme, so gilt es nicht Euch, son­dern den Umständen, und bei Euch läßt sich alles leich­ter ertragen! Und in einem nächsten Briefe, in dem er seiner Idi, seinem jüngsten Töchterlein Marie,un piccolo Fächa verspricht und in dem er beteuert, wie es ihm stets ins Herz sticht, wenn er eines Kindes Stimme vernimmt, erklärt er verzweifelt, daß erganz satt der Opfer sei, denn ein Opfer, was so lange dauert, übersteigt auch die festeste moralische Kraft.

Freilich trugen auch die nicht cndenwollenden Ver­handlungen in Modena, wo immer wieder leeres Stroh gedroschen werden mußte und man stets verlegeneren und verlogeneren Mienen begegnete, arg zu seinem Un-