3. Die letzten Jahre in Verona
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immerhin waren die Zustände in der Lombardei und in Venetien und waren die Verhältnisse in der äußeren Politik Österreichs derartige, daß es schier verwundern muß, wenn Negrelli in der einen oder anderen Sache weder für noch gegen sie Stellung nimmt, sei es auch nur mit einem flüchtigen Satze, einem treffenden Worte — wie’s doch sonst ihm so eigen ist. Und fällt doch gerade in dieses Jahr (1852) ein in seinen Folgen politisch wichtiges Ereignis: der Mordanfall, den der Schmiedegesell Libenyi Janos aus Stuhlweißenburg am 18. Februar auf der Kärntnerbastei auf den Kaiser versuchte. 31 Nur die Quittung über eine Spende Negrelli’s für den von Erzherzog Ferdinand Maximilian angeregten Bau der Votivkirche in Wien zur Erinnerung an die Errettung des Kaisers gemahnt in seinem Nachlasse an diesen Vorfall; und doch blieb derselbe auch für die nächste Verwandtschaft Negrelli’s nicht ohne Nachwirkung; sein Schwager Weiß von Starkenfels wurde seines Amtes enthoben, weil sein — „oben“ bereits mißliebig gewordenes — „System“ der Härte und Strenge den ruhigen Bürger drückte, aber die Schlupfwinkel, in denen ein solches Verbrechen ausgebrütet worden war, nicht entdeckt hatte; 32 übrigens ging das alte „System“ nicht zugrunde; es blieb ganz besonders in Ungarn und Italien herrschend, denn die Regierung brachte den Mordanfall in Wien, den ein gewesener Honved begangen, mit der „Erneute“ in Verbindung, die wenige Tage vorher, am 6. Februar, in Mailand stattgefunden hatte; hier war ein Angriff auf die Hauptwache erfolgt, der wohl rasch unterdrückt wurde, aber doch auf beiden Seiten Verluste an Menschenleben zur Folge hatte. An der blutigen Abwehr der politisch sehr ernsten Ruhestörung, die zum Belagerungszustände in Mailand, Verona und Cremona, zu Hinrichtungen, hohen Strafgeld-