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In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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I. Iri Italien (18481855)

er die von einem nahen Verwandten ausgehendeEmp­fehlung eines Offiziers zur Aufnahme in den Eisen­bahndienst scharf zurückweist.

Die lombardisch - venetianischen Eisenbahnen, schreibt er,sind keine Zufluchtsstätte übelkonduisierter Offiziere und ruinierter Menschen. Wenn Einer zu schlecht ist, um Sr. Majestät dem Kaiser beim Militär dienen zu können, so sehe ich nicht ein, wie er bei den Eisenbahnen besser dienen könne; und gerade Schul­denmacher sind die gefährlichsten Sujets ... Bei mir sind überdies keine solchen Stellen, wo man derlei Men­schen beschäftigen könnte, auch beim besten Willen, seitdem der Betrieb vom Baue getrennt wurde. Wenn also der Betreffende dort einkommen will, steht es ihm frei, doch wird es ihm auch bei der Betriebsdirektion nichts nützen, da sie öffentlich verkündet hat, daß sie keine derlei Gesuche mehr annimmt. So auch beim Mi­nisterium in Wien; daher sollen die Herren, wenn sie einmal plaziert sind, sich gut aufführen, um in keine solche Verlegenheit zu geraten. Arme Eisenbahnen! Welche schlechte Meinung genießen sie, da man allge­mein glaubt, daß jeder Vaurien dabei Unterkunft finden könne! Leider hat diese schlechte Meinung, die Ne- grelli so tief beklagt, in Österreich noch ziemlich lange fortbestanden, ehe es dem kraftvollen Vorstoße der Eisenbahner selbst gelang, ihre höhere Einschätzung in den leitenden Kreisen und in der Bevölkerung zu er­wirken.

Die politischen Verhältnisse dürften Negrelli nicht unberührt gelassen haben. In seinen Briefen, mögen sie nun nach Zürich oder nach Verona gerichtet sein, findet sich kein politisches Wort. Allerdings war es zu jener Zeit gefährlich, über Politik zu schreiben, auch in Pri­vatbriefen, denn das Spitzeltum blühte allerorten. Aber