3. Die letzten Jahre in Verona
107
t
zwischen die beiden Staatsvölker stellte, und als seine treue Anhänglichkeit an Österreich und das Kaiserhaus * ihn den tiefen Zwiespalt der beiden Völker doppelt hart
empfinden ließ. Von den Roheiten, die da und dort auf der Tagesordnung waren, mußte ein feinfühlender Mann, wie Negrelli, nur tief erschüttert werden; seine Trübsal war ohne Zweifel auch in diesen Verhältnissen mitbegründet. Ab und zu leuchtete wohl ein heller Lichtstrahl auf, aber nur vorübergehend; Negrelli konnte seiner düsteren Stimmung nicht Herr werden!
£ #
*
Im August 1853 plaudert Negrelli brieflich mit Escher in Zürich über die Linienführung der neuen Straße von Chiavenna gegen Castasegna in Qraubünden und über die eben begonnene Einleitung des Eisenbahnbaues in Tirol. Sein Entwurf für die Strecke Verona— Bozen hatte schon im Frühjahre die Genehmigung des fu Ministeriums erhalten; die Baukosten der 19'5 Meilen
langen Bahn, die einige bedeutsame Bauwerke aufwies, waren mit 10 Millionen Gulden veranschlagt. 34 Über ausdrücklichen Befehl des Kaisers 35 wurde der Bau der Strecke bis Trient im September 1853 begonnen, indem Negrelli zunächst die großen Etschdurchstiche bei Cen- ta, Noni und Marco in Angriff nahm. „Auch der Bahnbau von Treviso zum Tagliamento“, schreibt er zu Ende des Jahres an Escher, „geht rasch der Vollendung entgegen; ebenso über den Apennin gegen Florenz zu geht es rüstig vorwärts — doch ist diese eine harte Nuß und wird vor dem Jahre 1858 nicht geknackt sein können.“ Für eine besondere Tätigkeit, die er noch als Vorstand der früheren, nun aufgelösten lombardisch-vene- f dänischen Oberbaudirektion entfaltet hatte, wurde ihm
schließlich Anerkennung zuteil; den von Baumgartner