3. Die letzten Jahre in Verona
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mühungen Negrelli’s und des Unternehmers Bossi doch schließlich in das Netz einbezogen worden. Der festlich geschmückte Bahnhof der Stadt, die schon damals einen bedeutenden Qetreidehandel pflegte, trug drei Inschriften; eine Inschrift in lateinischer Sprache sagte dem Kaiser, die zweite, ebenfalls lateinisch verfaßt, dem Grafen Radetzky Dank; die dritte feierte in italienischer Sprache die Verdienste Negrelli’s, der sich durch den Bau der Eisenbahn von Verona nach Brescia die Gemeinde Desenzano zur Bewunderung und Erkenntlichkeit verpflichtet habe. 36 Eine Festschrift erschien, „dankbar und huldigend“ von der Gemeinde dem Feldmarschall gewidmet, sie liegt mir vor; in Oden, Terzinen und freien Versen, von Professoren und Studierenden gedichtet, feiert sie das für Desenzanos Zukunft bedeutsame Ereignis: die Verbindung des Gardasees mit dem Meere durch die Macht des Dampfes. In echt italienischer Begeisterung, die im Anblicke der prachtvollen Umgebung, mit der die Natur die Stadt geschmückt, zum hellen Jubel auflodert, wird die Erfindung der Dampflokomotive, wird der Bau der Bahn, wird der große Augenblick gepriesen, da der Gipfel des Monte Baldo den ersten Dampfwagen durch das Grün der Zitronen- und Orangenhaine fahren sieht — werden Segen und Glück einer nahenden Zukunft in allen Formen der Dichtkunst gelobt und gefeiert...
Für Negrelli sollte die neue Bahnstrecke leider eine Quelle bitterer Ärgernisse werden — ja, wie es scheint, der Ausgangspunkt der Versuche, seine Stellung und sein Ansehen in den oberitalienischen Landen zu erschüttern.
Die 60 Kilometer lange Bahn zweigt in der Nähe des Forts Wratislaw, einen Kilometer vom Stationsplatze Porta nuova in Verona entfernt, mit einem Bogen
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