3. Die letzten Jahre in Verona
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der staatlichen Verwaltung bestand und ihren Ursprung in der Zerrüttung der Finanzen und in der Ohnmacht der leitenden Persönlichkeiten hatte, die nicht die Kraft besaßen, den militärischen Forderungen an den Staatssäckel entgegenzutreten. Czörnig’s Sendung nach Paris und London vermochte nicht einmal den für das zweite Vierteljahr erforderlichen Silbervorrat zu beschaffen; in Frankfurt am Main und in Amsterdam war Czörnig glücklicher. Davon hatte der Marschall noch keine Kenntnis; allerdings betrug das in diesen Städten mühsam aufgebrachte Anlehen nur 35 Millionen — und der Minister veranschlagte den für das Jahr 1854 zu bedeckenden Abgang auf 1575 Millionen in Silber und 11 Millionen Papier, und Ende Mai stand die Verwaltung neuen 60 Millionen gegenüber, die unbedeckt waren. Auch die sozusagen „unter der Hand“ versuchte Vermittlung Negrelli’s verlief im Sande. Die Zeit war solchen Dingen nicht günstig; die Entscheidung in der Krim stand vor der Türe, die Bedürfnisse des Heeres leerten die Staatskassen; die Monarchie sah sich vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruche. 41 Die Rückwirkung der Geldnot auf den Eisenbahnbau machte sich allenthalben geltend; man sprach bereits von der Einstellung aller Bauten.
Unbeirrt durch diese Sorgen tiefgehender Natur arbeitete Czörnig unermüdlich an der Ausgestaltung jenes verhängnisvollen Polizeiwesens, dessen Herrschaft die „Rechnungszensur“, die die gesamte Überwachung den Zentralbehörden übertrug, schon im Jahre 1853 eingeleitet hatte; es war aus dem Bestreben hervorgegangen, die ganze Eisenbahnverwaltung in starrer Weise zusammenzufassen und jeder freien Regung der „Untergebenen“ einen sicheren Riegel vorzuschieben; so entsprach es auch dem Geiste, der damals die Verwaltung