Dokument 
In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
Entstehung
Seite
118
Einzelbild herunterladen

118

I. In Italien (18481855)

durchflutete, und deshalb darf man in Czörnig, der von diesem Qeiste tief durchdrungen war, wohl auch den Förderer der ihm dienenden Bestrebungen vermuten. Negrellis Scharfblick traf die rechte Stelle. Czörnig be­schränkte den Wirkungskreis der Direktionen nach Kräf­ten; ihre Anregungen blieben unbeachtet; man wollte den untergeordneten Behörden jede Selbständigkeit, die leicht zu Überhebungen führen konnte, allmählig abgewöhnen; die Verrechnungen und Evidenzhaltungen wurden immer verwickelter; jede Frage, jede Angele­genheit mußte bis zur höchsten Stelle laufen, wo sie monatelang auf dem Tische der Berichterstatter ruhte, ehe sie zur Erledigung kam, oder wo sie überhaupt un­erledigt in den Aktenbündeln des Vorstandes begraben blieb. 42 Negrelli klagt viel über die allzuweit gehende Selbständigkeit und Machtfülle der Rechnungsbehörde, über die zwecklosen und belästigendenOperationen und Kontrollen dieser Zahlenmenschen und auch über das regelrecht geübte Stillschweigen des Ministeriums, das selbst gegenüber Anfragen und Anregungen Ra- detzkys rücksichtslos durchgeführt wurde.

Im Sommer 1854 beschloß Baumgartner die Auf­nahme eines großen Nationalanlehens: das Patent vom 26. Juni schilderte das Anlehen als eine durchgreifende und umfassende Maßregel, um dem Defizit und der Ent­wertung der Landeswährung abzuhelfen und um zu­gleich die Mittel zur Deckung jener außerordentlichen Staatsbedürfnisse herbeizuschaffen, welche die in den südlichen Gegenden des Reiches eingetretene bedroh­liche Gestaltung der politischen Verhältnisse hervorge­rufen haben; der Zeichnungsbetrag war mit 95 v. H. festgesetzt; die Verzinsung sollte mit 5 v. H. in Silber oder Papier erfolgen. Die Einzahlungsbedingungen wa­ren günstige. Der Erfolg überstieg die Erwartungen;