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I. ln Italien (1848—1855)
früheren Jahren das Land so schwer getroffen hatte, zeigte sich nur vereinzelt, kräftige Triebe an den Reben versprachen eine reiche köstliche Ernte ... Jubelnd berichtete es Negrelli kurz vor der Abreise seinem Freunde Escher-Heß in Zürich; lange Zeit hatte er von ihm nichts vernommen und hatte sich begnügen müssen mit den nüchternen Zeitungsmeldungen aus der Schweiz und aus dem ihm „immer unvergeßlichen Zürich“. Eschers Bruder, der Stadtpräsident, war gestorben; „ein fester Ehrenmann durch und durch, dessen Verlust“, schreibt Negrelli, „von allen Bekannten nur betrauert werden kann. Friede seiner Asche — uns diene sein Vorbild als angenehme Erinnerung.“ Die Verhältnisse der Nordostbahn werden erörtert; Negrelli fürchtet, daß die österreichischen Aktionäre wegen der politischen Lage und bei der Schwerbelastung durch die Valuta die Einzahlung von 10 v. H. auf die Aktien kaum werden leisten können. Gerne würde er den Fortschritt der Bauten sehen, der ihn doppelt freut, weil die Bahn den von ihm vorgeschlagenen Linienzug befolgt. Die Lukmanierbahn hält er noch immer für Schwindel; „Chur wird wohl der Endpunkt der Schweizer Eisenbahnen jenseits der Alpen sein“. Auch die „fameuse Hauensteinbahn“ scheint ungeachtet des Druckes von Basel nicht vorwärts zu gehen. Umso besser“, meldet er, „steht es in Italien: Treviso—Tagliamento, Conaglio—Bergamo, Verona—Bozen, Parma—Bologna, der große Tunnel im Apennin bei Pistoja sind im Angriffe ..„Wie oft füllt die Erinnerung an Zürich“, schließt der Brief, „meine freien Momente, namentlich auf Reisen, angenehm aus! Kommen Sie, verehrtester Herr Direktor, gar nicht mehr nach Wien? Wie sehr würde es mich freuen, dort mit Ihnen zusammenzutreffen!“ Negrelli glaubte noch immer nicht an die Verwirklichung des Entwurfes einer Eisen-