3. Die letzten Jahre in Verona
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endlich, von der Regierung zu der Erklärung bevollmächtigt zu werden, daß sie für die augenblicklich erforderlichen sechs Millionen Lire die Aufnahme eines Darlehens gewähre und die Sicherung der Verzinsung mit 5 v. H. auch auf dieses Darlehen, wie überhaupt auf jeden daraus folgenden Schuldscheinbetrag auf Rechnung Österreichs ausdehne. Gleichzeitig pflog Negrelli beharrlich ernste Verhandlungen mit Rothschild, der sich zunächst sehr ablehnend verhielt, aber schließlich doch der Frage werktätige Teilnahme entgegenbrachte; er war, wenn der Livornoer Bankherr Bastoggi in das Komitee einträte und mit ihm wegen einer Maklervergütung verhandelt würde, bereit, auch für die zentralitalienische Eisenbahn seine Hand zu öffnen_ So
stand die Sache, als Negrelli nach Verona heimkehrte.
Um die Zeit, da Negrelli in Wien weilte, bereitete man im Ministerium zwei Schritte vor, die Österreichs Eisenbahnwesen von dem Wege abführen sollten, den Kübeck eingeschlagen: das Eisenbahnkonzessionsgesetz und den Verkauf der Staatseisenbahnlinien von Brünn und Olmütz nach Bodenbach und von Marchegg nach Temesvar und Bazias einschließlich der damit zusammenhängenden Berg- und Hüttenwerke. Beide Pläne ergänzten sich. Ihre Quelle war die damalige geldliche Notlage Österreichs, das durch die Rüstungen in Galizien und durch die Besetzung der Donaufürstentümer in solche Bedrängnis geraten war, daß die Nationalbank trotz des Nationalanlehens kein Geld zur Ordnung ihres Verhältnisses mit dem Staate erhielt. Die Überschwemmung mit Banknoten stieg neuerlich, die Valuta drohte über die gewohnten 20 v. H. emporzuschnellen, das Defizit wuchs bedenklich an, ebenso wuchsen die Zinsen der Staatsschuld und die Ausgaben für die Armee. 46 Zur Zahlung der Zinsen des Nationalanlehens fehlte es