Dokument 
In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
Entstehung
Seite
124
Einzelbild herunterladen

124

I. In Italien (18481855)

an Silber. So entschloß sich Baumgartner, die Staats­bahnen zu verkaufen. Der Schritt wurde ihm selbst­verständlich nicht leicht; es gingen ihm manche, nach anderer Richtung weisende Erwägungen voraus. Als im September 1854 die BrüsselerIndependance beige und nach ihr die von Klein &. Etzel herausgegebene Eisenbahnzeitung, die als Organ des Vereines deut­scher Eisenbahnverwaltungen ein amtliches Gepräge trug, die erste Mitteilung von dem beabsichtigten Ver­kaufe der Staatsbahnen in Österreich und Ungarn ver­öffentlichte und später auch die Bedingungen, unter denen er erfolgen sollte, bekannt gab, schrieb Negrelli an Revoltella:Ich kann es kaum glauben, was die Zei­tungen erzählen. Bei meinem Aufenthalte in Wien habe ich mich, als die Frage zur Sprache kam, für die Ver­pachtung der Staatsbahnen und gegen ihren Verkauf ausgesprochen ; ich kann diesen Schritt bei meinem wohl zu beschränktem Verstände nicht als nützlich für die Staatsinteressen ansehen. Ich' kann nie und nimmer glauben, daß die Gesellschaft prosperieren kann, wenn sie nicht alle Staatsbahnen übernimmt nun, wir wer­den ja sehen, wie sich das Geschäft entwickelt! Bei meiner Abreise von Wien war alles für die Verpachtung des Betriebes; man sprach davon wie von einem fertig­gestellten Entwürfe ; jetzt sollte man davon plötzlich ab­gekommen sein! Sollte man an den Verkauf gehen unter Bedingungen, die mir unmöglich erscheinen! Aber der Finanzminister brauchte rasch Geld und so verkaufte er denn einen Teil der Staatsbahnen, wie etwa ein Hausbesitzer einen Anteil seines Hauses ver- klopft in der Hoffnung, daß bessere Zeiten kommen und ihm wieder zum alten Besitze verhelfen werden. Der Käufer der geopferten Staatsbahnlinien war der Credit mobilier. Die ehemaligen Bankkommissäre und Wech-

4

4

4 *

i