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I. In Italien (1848—1855)
seiner Sorgen und seines Wirkens war und blieb die italienische Zentralbahn, in deren Verwirklichung er seinen ganzen Ehrgeiz legte, für die er seine volle Tatkraft einsetzte. An Revoltella fand er einen gleichgesinnten, gleich strebenden Freund. Der rege Briefwechsel zwischen Verona und Triest drehte sich um die Zentralbahn; nur flüchtig wurden andere Fragen, wurde persönliches Leid und Wohl berührt. In den ersten Dezembertagen 1854 weilte Negrelli wieder in Modena; die internationale Kommission hatte eine Tagung angesetzt. Der Aufenthalt stand unter keinem günstigen Sterne; die Geschäfte waren sehr verwickelt und sehr trübe, sehr schlecht; sie wollten sich trotz aller Mühen Negrellis nicht entwirren; seine Kinder erkrankten, kaum daß er Verona verlassen hatte; unaufhörlich plagten den von Sorge Gequälten langatmige „Visiten“, die ihm die Zeit raubten und die Ruhe nahmen. Es regnete, als ob der Himmel offen wäre; es war nachts so finster in Modena, daß man nicht zwei Schritte weit sehen konnte; ihm bangte um den Bestand der Eisenbahn zwischen St. Giorgio in Salice und Lonato, wo das Regenwetter leicht zu Rutschungen Anlaß geben konnte. Ferne, düstere Stunden wurden in ihm lebendig. Es kam der Todestag seiner ersten Frau; bangend frägt er Lotti, ob sie vielleicht daran gedacht und wie alljährlich die Messe in St. Maria habe lesen lassen, er habe im Trubel der bösen Geschäfte vergessen, sie darum zu bitten. Am Po gab es Anstände, die sich schwer beheben ließen, und die Post kam sehr verspätet nach Modena. Auch sie brachte nichts Gutes. Es gab Verdrießlichkeiten in der Baudirektion in Verona, eine kleine Palastrevolution; Negrelli’s Stellvertreter hatte Lotti von der „Gärung“ berichtet und ein angst- und sorgenvoller Brief war nach Modena gegangen. Negrelli antwortete,