3. Die letzten Jahre in Verona
129
wie immer, mit rückkehrender Post: „Was I)u mir schreibst von Formularen, verstehe ich gar nicht, denn von M. begehrte ich keine solchen. Wohl habe ich für das Amt und für die uffici tecnici Formulare vorgeschrieben, wie nämlich die Schriften äußerlich verfaßt sein sollen und wie solche schon in vielen der mir unterstehenden Ämtern bestehen und beobachtet werden, um auch in dieser Hinsicht jener Ordnung nachzustreben, welche täglich minder wird und in Anarchie überzugehen droht; jeder will nach dem eigenen Kopf Vorgehen und ich kann dem nicht gleichgültig zusehen. Übrigens wundert es mich, daß auch M., dem ich speziell gar nichts und folglich auch keine Formularien vorschrieb, gegen dieses mir von der Pflicht auferlcgte Bestreben sich sträuben zu wollen scheint und mit mir nicht sprach, wohl aber mit Dir, und dieses wundert mich enorm und ich ersehe daraus, daß es in die Natur der Klatschereien 50 verfällt. Es muß also ein Mißverständnis sein, und Du kannst und sollst ganz ruhig sein, Dein Mann weiß, was er tut und wird alle seine Handlungen leicht vertreten können. Nur keine Nachgiebigkeit gegen Untergebene soll man mir vorwerfen können, denn dieses Volk will mit eiserner Festigkeit geleitet werden. Also keine Pettegolezzi;* spreche nichts von ämtlichen Sachen, die nur mir übertragen sind; in der Selbständigkeit des Handelns bin ich alt geworden und doch nicht zu alt, um zur Zeit von irgend jemand bevormundet zu werden. Ich schreibe heute an M., aber in ämtlichen Dingen und erwähne davon gar nichts; ich glaube, es wäre eine Beleidigung. Deine große Unruhe ist mir ganz unbegreiflich. Diesen Brief schicke ich direkt durch die Post und wünsche, daß wir so selten als möglich Gebrauch der Pakete 51 machen, denn wer * Klatschereien.
Birk. A. v. Negrelli, II.
0