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!. In Italien (1848—1855)
Gedanken, die uns die Seele dieses Mannes offen erschließt; denn was er da mit erregter Hand niederschreibt, ist nur für seine Lotti geschrieben, ist nur für sie allein, der einzigen Vertrauten seiner Sorgen, bestimmt. Und ihr allein sagt er es; „Was immer die Zukunft bringen mag, erfülle ich in der Gegenwart meine Pflicht als treuer Diener des Kaisers und als eifriger Österreicher, unbekümmert, was eben Jene Zeit mir bieten wird. Nur eines wünsche ich — Ruhe — Ruhe, und noch einmal Ruhe, weil die wichtigen Geschäfte, die mir obliegen, meine ganze Geistesgegenwart in Anspruch nehmen, und weil ich auch meiner lieben Familie, die Gott segnen möge, leben will und leben muß, denn nur aus dieser entspringt mir Trost und Freude und sie ist der Born, aus dem ich die Kraft schöpfe, meine schweren Berufspflichten zu erfüllen, und alle Widerwärtigkeiten der Zeit zu überwinden. Künftige Woche komme ich gewiß heim, Gott wird mir beistehen, die hiesige schwere Stellung mit Erfolg auszufüllen und meines Kaisers Interessen zu fördern .. .“
Seine Hoffnung und sein Glaube sollten ihn wenigstens in einer Richtung nicht täuschen. Schon drei Tage später, am 14. Dezember 1854 meldet er seiner Lotti: „Nun ist es mir gelungen, die finanzielle Lage der Zer>- iralbahn durch Abschließung eines Vertrages mit dem Bankier Bastoggi aus Livorno namens des Barons Rothschild und des Fürsten Torlonia endlich sicher zu stellen, während das Ministerium (Czörnig) bisher nur leere Phrasen geleistet hat.“
Wieder tritt Negrelli’s und Czörnig’s Gegnerschaft auf den Plan — schon schroffer als zuvor; nicht mehr in der italienischen Frage allein, sondern auch in einer anderen Frage, die Negrelli beschäftigte; in der Frage des Suezkanales. Baron Baude aus Lyon war nach