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I. In Italien (1848—1855)
mender Sonne tagsüber so günstig einleitete. „Ich habe dem Himmel für tausend Wohltaten im entlaufenen Jahr zu danken“, schreibt er an Martin Escher, den er wie alljährlich am Sylvestertage über seine Arbeiten und seine Familie erzählt und dem er die herzlichsten Wünsche übermittelt, für alle seine Schweizer Freunde und für die Schweizer Eisenbahnen.
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Bedeutsame politische Ereignisse eröffnen das Jahr 1855. Ereignisse, die auch in das Schicksal Negrelli’s mächtig eingriffen, ihn zu dem Höhepunkte seiner Beamtenlaufbahn emporführen, aber auch schon ihre Umkehr vorbereiteten.
Am 15. Jänner 1855 wird es bekannt, daß Finanzminister Baumgartner, der auch das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten inne hatte, sein Entlassung erbeten und auch erhalten hat. Der unglückliche Gang der Regierung, klagt er Kübeck, r ’ 2 die verzweifelte Lage der österreichischen Finanzen, die dadurch erzeugte Aufregung seines Gemütes zwingen ihn zu diesem Schritte. Man läuft in den hohen Beamtenkreisen geradezu Sturm um die erledigten Ministertaschen; das Handelsministerium soll wieder getrennt werden; unter den Bewerbern nennt man Ghega und ganz besonders Czörnig, der sich auch befähigt hielt, die beiden Ministerien gemeinsam zu leiten. Da taucht unerwartet der Name Brucks auf. Baron Bruck war Internuntius in Konstantinopel. Die Nachricht rief mächtiges Aufsehen hervor. In dieser Zeit des kräftig aufblühenden Rückschrittes ein Mann des Sturmjahres mit seinen freiheitlichen Anschauungen, mit seinen weitreichenden Umgestaltungbestrebungen! Hier zitterte man — dort hoffte man! Alle Einrichtungen, alle höheren Beamtenstellen schienen ins Wanken gebracht;