3. Die letzten Jahre in Verona
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freiungen und Zollerleichterungen im weitesten Umfange genießen.
Ob nach irgend welcher Richtung hin ernste Verhandlungen auf dieser Grundlage angeknüpft wurden, kann bezweifelt werden; es ist vielleicht die Annahme zutreffender, daß man den Gedanken einer Verpachtung nicht schärfer verfolgte, weil er sich doch nicht so recht in die weitausgreifenden Pläne Brucks fügte. Nur durch den Verkauf von Staatsgütern — und das mochte Bruck bald erkannt haben — war es möglich, die stetig wachsende Schuld des Staates bei der Nationalbank abzutragen und das beiderseitige Verhältnis endgültig günstig zu gestalten. Um jene Zeit, da Negrelli in Wien weilte, faßte der Credit Mobilier, nachdem er sich — wie schon erwähnt — durch den Erwerb der nördlichen Staatsbahnen in Österreich sozusagen vorgestellt hatte, den Versuch, in Wien ein Zweiggeschäft seiner Pariser Bank zu gründen, sehr tatkräftig an. Die Nachricht hievon wirkte in Österreich günstig. Baron Bruck stand dem Gedanken freundlich gegenüber. Seine Bestrebungen begegneten sich mit den Zielen der Brüder Pereire. Wenn diese die todliegenden Geldkräfte der Länder heben und beleben wollten, um die Kulturtätigkeit zu steigern und zu erweitern, so hatte Bruck sich als Leitstern seines Wirkens die Hebung der Erzeugungskraft gewählt, weil er der richtigen Anschauung war, daß nur auf diesem Wege die Geldlage des Reiches gebessert werden könne. Und so ist es begreiflich, daß er die Bemühungen der Brüder Pereire, mit dem Credit mobilier in Österreich festen Fuß zu fassen, kräftigst unterstützte, wie wohl auch die lebhafte Teilnahme beweist, die die halbamtliche „Austria“ für die Gründung des Credit mobilier in Österreich bekundete. E. Pereire kam im April nach Wien; er gab glänzende Festmahle