3. Die letzten Jahre in Verona
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Baron Schlechta als Vertreter Brucks teilnahmen, erstattete Negrelli einen ausführlichen Bericht über die Sachlage, entwickelte seine Ziele und seine Vorschläge, sie zu erreichen, widerlegte Czörnigs Einwände und Gegenanträge und errang einen vollen Sieg. „Gewisse Pläne C.’s zu einer Erholungsreise als außerordentlicher Kommissär an die Höfe von Rom, Florenz, Modena und Parma“, berichtet er seiner Lotti, „sind gründlich vereitelt worden; die geträumten Ordensauszeichnungen haben sich in Seifenblasen aufgelöst!“ Aber die Kämpfe ruhten nicht. Konnte Czörnig nicht selbst nach Italien gehen, so suchte er in Grafen Thun einen Ersatz seiner selbst, der Negrelli aus den Sattel heben sollte. Er empfahl an maßgebender Stelle, doch ohne Erfolg, die Entsendung Thuns nach Parma. „Es mengen sich immer andere ein“, klagt Negrelli seinem treuen Weibe, „da trete ich zurück. Sie sollen entweder das Ganze tun oder gar nichts! Durch das ewige Einmischen wird alles verdorben! Wenn sich der politische Horizont nur einmal aufheitert, wird man neue Operationen vornehmen und die Herzogtümer schon zur Nachgiebigkeit zwingen: die Zeiten sind andere, als unter dem früheren Minister.“ Und schon im nächsten Briefe betont er, daß die Reisen nach Parma und Modena auch künftighin, wenn Brucks Pläne sich verwirklichen, in seinem Wirkungskreise verbleiben werden.
Die geheimen Gegenspiele gingen weiter. Man benützte die Abwesenheit Negrelli’s aus Italien, um zwischen ihm und Radetzky Widersprüche wachzurufen. Triumphierend erzählte ihm Czörnig, daß Radetzky über eindringliches Zureden des Grafen Pachta gegen den Vorschlag Negrelii’s, eine Bahnlinie nach Piemont über Novara gegen Vicevano zugestanden habe. Negrelli war empört; die Bahn über Bergamo war von
Birk, A. v. Negrelli, II.
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