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1. In Italien (1848—1855)
Radetzky im Beisein des Baron Bruck und auf Rat des Feldzeugmeisters Heß „ aus strategischen Rücksichten“ beschlossen und ebenso war aus gleichen Rücksichten als einzig zulässige Verbindung mit Piemont jene über Pavia erklärt worden; und diese sollte über ausdrücklichen Wunsch von Heß und nach Entscheidung Radetzky’s zuerst gebaut werden. Negrelli ersuchte seine Frau, sofort beim Feldmarschalle, ihrem Herrn Gevatter, vorzusprechen und Aufklärung zu erbitten. „Es macht mich unendlich traurig“, heißt es in dem erregt geschriebenen Briefe, „daß man so mit dem edlen Geiste spielt. Überhaupt das Intriguenspiel wird heutzutage ins Großartige getrieben. Glücklich diejenigen, welche sich davon entfernt halten und reines Gewissen und festes Bewußtsein des Rechtes haben! Übrigens siegt das Recht doch immer!“ Und fast schien es, als sollte das Wort auch jetzt seine Wahrheit erweisen. Czörnig konnte weder hier noch dort durchdringen, wenn er auch hier und dort verzögernd wirkte. Die tiefe Verstimmung über Toggenburgs Berufung auf einen Ministerposten, den er sich gesichert hielt, bestand noch fort; auch der Minister zeigte sich anfangs ihm nicht freundlich gesinnt; er ließ Czörnig oft lange Vorzimmern und dieser vertraute es sogar Negrelli an, daß er in den Ruhestand treten wolle, da ihn die Undankbarkeit der neuen Regierung tief kränke. „Auch gut“, meint Negrelli, „God save the Queen!“
Negrelli verweilte viel in der Gesellschaft Brucks; er war stundenlang in dessen Arbeitszimmer beschäftigt; er speiste mit ihm zusammen im Hotel. Auch Tog- genburg erwies ihm Anerkennung und Bevorzugungen; Minister Krauß pflegte nahezu freundschaftlichen Verkehr mit ihm, kam öfters zu ihm in den Gasthof, besuchte mit ihm das Theater; auf den schönen Abend-