3. Die letzten Jahre in Verona
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gesellschaften Bachs erfreute sich Negrelli großer Aufmerksamkeit; selbst bei Grünne, dem damals Allmächtigen in der Nähe des Thrones, bei Thun, der Kultus und Unterricht beherrschte, bei Kempten, dem gefürchteten Polizeiminister, bei Feldmarschalleutnant Keller v. Köllensteim wurde er stets freundlich aufgenommen. Am 23. April empfing ihn der Kaiser. Negrelli berichtete über diese Audienz: „Mit der herzlichsten Herablassung wurde ich begrüßt — und dann haben mir S. M. das Feld eröffnet, mich über alle meine Verwaltungsgeschäfte auszulassen. Es war herrlich, wie S. M. alles mit aufmerksamer Teilnahme entgegennahm ■— welche triftige Bemerkungen er machte und wie er noch immer weiter forschte. Zum Schlüsse erkundigte sich S. M. über das Befinden und über das Tun und Lassen unseres verehrten Marschalls; er wußte, daß er nach Florenz gereist war und in Venedig erwartet wurde, und hat mit wahrer Freude alles vernommen, was der Feldmarschall auch in den Geschäften veranlaßt, und namentlich war es S. M. sehr lieb, daß die Bahn bis zum Tagliamento, und jene bis Ceraino so weit vorgerückt sind, was dem Antreiben des Feldmarschalls zu verdanken sei. Man sah aus allen Fragen, daß S. M. unsere Liebe und Anhänglichkeit zum Feldmarschall bekannt sein müssen. Bruck hatte S. M. von meiner Anwesenheit schon unterrichtet. Ich hoffe, daß diese Audienz nicht ohne Nutzen für unsere Zukunft und für die Geschäfte sein werde — und danke Gott dafür!“
Die ungewöhnliche Aufnahme, deren Negrelli sich in den hohen und leitenden Kreisen erfreute, besonders aber auch der rege Verkehr mit Bruck, auf den sich alle Teilnahme der Bevölkerung vereinigte, blieben in der Beamtenwelt und füglich auch darüber hinaus nicht unbemerkt. Negrelli schien der kommende Mann zu sein.
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