3. Die letzten Jahre in Verona
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voll in Anspruch. Es war Czörnig nach Negrelli’s Abreise von Wien gelungen, den Handelsminister für seine Anschauung zu gewinnen und die Vorschläge des Bankherrn Bastoggi zu Falle zu bringen. Das schuf neue und ernste Verwicklungen. Aber Negrelli verlor nicht den Mut und vor allem nicht die Geduld. Freilich drohte für einen Augenblick der Zusammenbruch des ganzen großen Unternehmens, denn die Herzogtümer lagen untereinander in Streit und Widerspruch; Modena und Rom griffen sich an „wie zwei Geier“ und Toskana und Parma verstanden es gut, alle Entscheidungen in die Ferne zu rücken. Baron Hügel arbeitete in Toskana, Graf Esterhazy in Rom, Negrelli selbst in Parma und Toskana und schließlich auch persönlich in Modena. Österreich sollte alle Sicherstellungen für die Weiterführung des Bahnbaues auf sich nehmen. Negrelli erstrebte auch eine entsprechende Umgestaltung des „permanenten Buraus“, um die Ränke gewisser Herren, wie er an Revoltella schreibt, unwirksam zu machen. Er fand bei Baron Bruck und bei Radetzky wertvolle Unterstützung. Im Begriffe, nach Parma abzureisen, wurde ihm eine nicht gerade angenehme Überraschung zuteil; über Auftrag des Kaisers sollte in Verona eine „Spezialkommission“ eintreffen, um über einige Beschuldigungen bezüglich der Arbeiten und Arbeiter bei den Eisenbahnbauten der Baudirektion Verona Erhebungen zu pflegen. So berichtete Negrelli in wenigen Zeilen an Revoltella, die Verzögerung seiner Reise begründend. Keine Zeile mehr findet sich in seinem Nachlasse, mit keinem Worte kommt er auf diesen Vorfall zurück; er schien ihm wohl eine Sache, die seine Person nicht berührte und nicht berühren konnte.
Wenige Tage vor dem Abschluß dieser Untersuchungen, am 25. Juni 1855, erhielt Negrelli von Bruck