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11. Der Suezkanai
Politik. Zu jener Zeit schien auch der Vorschlag einer Eisenbahn von Kairo nach Suez, den Waghorn schon 1832 dem Pascha unterbreitet hatte und der besonders von England aus warm unterstützt wurde, Leben zu gewinnen. Waghorn’s Freund, Bey üallowey, hatte über Auftrag Mehemets eingehende Vorarbeiten, insbesondere Höhenaufnahmen durchgeführt, die den Pascha von der leichten Ausführbarkeit des Eisenbahnentwurfes überzeugten. Auch wirtschaftlich schien er gerechtfertigt: das Getreide, das nach Arabien lief, Arabiens Erzeugnisse, die nach Ägypten gingen, die Steinkohlen für Suez, die Pilger nach und von Mekka, die Reisenden nach und von Indien, deren Zahl jährlich 2000 erreichte — das alles mußte Fördergut der Eisenbahn werden, die in vier Stunden die Wüste durchfahren konnte, deren Durchquerung ohne sie 28 Stunden erforderte. Mehemet- Ali erteilte denn auch Gallowey die Genehmigung zum Bahnbau; der Schienenweg sollte Alexandrien, Kairo und Suez verbinden, also den Isthmus von Suez queren. Gallowey hatte schon Schienen und Lokomotiven bestellt, als er starb. Mit ihm ruhte vorläufig auch der Gedanke. Immerhin aber lenkte dieser Eisenbahnentwurf die Aufmerksamkeit Österreichs neuerlich und nachhaltig auf die „Suezfrage“.
Die englische Regierung hatte schon seit Jahren die Notwendigkeit einer leichteren und unmittelbaren Verbindung mit den ostindischen Besitzungen geltend gemacht und einen Wasserweg über Ägypten und den arabischen Meerbusen ins Auge gefaßt. Aber politische Erwägungen ließen sie nicht tatkräftig eingreifen; daß diese Straße allen Kauffahrteischiffen zugänglich sein, also den leichteren Schiffen des Mittelmeeres einen gewissen Vorrang vor den Ozeanschiffen Englands einräumen sollte — war England nicht genehm; auch die