1. Negrelli und die „Studiengesellschaft“
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unerläßliche Mitwirkung Frankreichs an dem großen Unternehmen erregte im englischen Kabinett ernste Bedenken. England wollte durch die Bevorzugung des Schienenweges an Stelle des Kanals seinen Handel nach Ostindien erleichtern, aber den Schiffahrtsländern am Mittelmeere keinen Vorteil gönnen. Anderseits war Me- hemed-Ali mißtrauisch gegenüber den Vorschlägen Englands, auf dessen Betreiben hin die Hohe Pforte alle wichtigen Verbesserungen in Ägypten von ihrer Zustimmung abhängig gemacht hatte. So wurde die Frage für Österreich von wachsender Bedeutung. 67
Im Jahre 1843 unterbreitete der österreichische Generalkonsul Laurin in Alexandrien dem Fürsten Metternich Vorschläge über den Bau eines Kanals vom mittelländischen in das arabische Meer, indem er gleichzeitig berichtete, daß Mehemed-Ali wohl bereit wäre, diesen Kanal, der keine ausschließlich ägyptische Bedeutung, wie der Nildamm, sondern eine umfassende Weltbedeutung besitze, zu bauen oder seinen Bau zu fördern, wenn ihm Sicherheit dafür geboten werde, daß der Kanal für alle Zeiten in dem Besitze seiner Familie bleibe und er entsprechende Entschädigungen für alle Schiffe und Waren erhielte, die den Kanal durchfahren. Metternich stimmte in einem Schreiben an Laurin vom 25. April 1843 dem letzteren Wunsche bezüglich des Fruchtgenusses zu und bemerkte, daß die Versicherung des Besitzes in der, den Nachkommen Mehemed-Alis gesicherten Folge im Paschalik von Ägypten ohnehin begründet liege. Mehemed-Ali, meint Metternich, möge sich nur offenherzig an ihn wenden; alle Verhandlungen sollen streng geheim gehalten werden. Unter Einem schrieb Metternich auch an Kübeck; er sieht den Kanal als Weltereignis erster Größe an; er wird Österreich eine neue Zukunft eröffnen, wird es in die Reihe der vorzüglichsten Han-