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11. Der Suezkanal
bildet werden, dem alle technischen Fragen zu unterbreiten sind. England und Frankreich haben zwei würdige Vertreter in Stephenson und Talabot gefunden; „in Deutschland“, schreibt Dufour, „haben wir nur einen Mann, der diesen Zweien an die Seite zu stellen ist und der sie in vielen Beziehungen überragt: Negrelli.“ Escher braucht wohl nicht erst, wie Dufour es wünscht, bei Negrelli anzuklopfen; er weiß, wie dieser schon seit längerer Zeit für den Gegenstand begeistert ist; denn bereits in der Schweiz war Negrelli durch Alexander von Humboldt auf die bedeutsamen Worte aufmerksam gemacht worden, die Goethe am 21. Februar 1827 zu Eckermann gesprochen und die in dem schier traumhaften Wunsche gipfelten, die Durchstechung der Landenge von Suez und Panama zu erleben. Der große Gedanke war nicht mehr von Negrelli gewichen. Nun sollte er Leben erhalten! Mit der ihm eigenen Tatkraft ergriff Negrelli sofort die Gelegenheit, für die Verwirklichung zu arbeiten. Er trat mit Dufour in den regsten Briefwechsel und übernahm es, in Österreich das Verständnis für die Bedeutung des Unternehmens in weiten Kreisen wachzurufen und fördernde Aufmerksamkeit bei den maßgebenden Personen zu erwecken. Aufsätze im „österreichischen Lloyd“ und in der „Gazetta di Ve- netia“ sollten der Öffentlichkeit zeigen, daß der Sache keine unüberwindlichen Hindernisse entgegenstehen — sollten die großen Vorteile kennzeichnen, die der Kanal für den Welthandel und besonders für den Handel des Adriatischen Meeres erlangen muß, welch letzterem er die Bedeutung geben würde, die er zu der Zeit der Größe Venedigs hatte. Negrelli und Dufour nahmen die Angelegenheit gemeinsam in die Hand; Dufour lieferte die Unterlagen für die Abhandlungen; mit Anfang des Jahres 1846 begann durch die Anregung Negrellis auch in