1. Negrelli und die „Studiengeselischaft“
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Erregung, die ganz in Politik getaucht erschien, waren es schließlich nur noch Negrelli und Dufour, also die Vertreter der deutsch-österreichischen Gruppe, die das begonnene Werk nicht versumpfen ließen, sondern die Geister wachhielten und die auch immer wieder da und dort, bald in Wien, bald in Paris oder in London, bei den Mitgliedern der Studiengesellschaft und bei den Staatsmännern, deren Name und Wort von Einfluß waren, an den großen Gedanken erinnerten.
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Es kamen die Oktobertage des Jahres 1848; Österreich wurde in seinen Grundfesten erschüttert; ganz Europa erbebte. Der Gedanke wurde wieder lebendig: Österreich und das übrige Deutschland zu einem großen mitteleuropäischen Zollstaate von 70 Millionen Seelen zusammenzuschließen, dessen Handel, wie Dufour hoffnungsvoll betont, auf den vier durch Eisenbahnen und Strömen verbundenen Meeren (Nordsee, Ostsee, Adriatisches und Schwarzes Meer) blühen wird. Dann kommt auch Suez wieder an die Reihe. Wohl bedauerten Negrelli und Dufour, auch Bruck und Georgi, daß die schönen Arbeiten, welche deutsche und französische Ingenieure unter schweren Mühen in Ägypten geschaffen hatten, so lange unbenützt liegen bleiben müssen, wohl bangte auch Diesem und Jenem um die Zukunft des großen Gedankens; aber schließlich hob sie alle doch wieder die Hoffnung empor, daß solche Arbeiten nicht untergehen können und nicht untergehen werden, und der Gedanke, daß das gegenwärtige Geschlecht, wenn es das vollendete Werk nicht mehr sehen sollte, durch seine Arbeiten und Bestrebungen doch auch einen Stein zu dem gewaltigen Baue beschafft habe, der einst Europa mit Asien in nähere und innige Berührung bringen soll.