1. Negrelli und die „Studiengesellschaft“
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entfernt liegenden Kairo; 15 Poststationen vermittelten den Pferdewechsel; europäisch eingerichtete, von Italienern betriebene Gasthäuser boten Labung. Das Wasser wurde aus dem Nil bei Kairo bezogen und in Fässern zugeführt; kein Strauch, kein Baum, kein Grashalm erquickte das Auge des Wanderers auf der nur mangelhaft erhaltenen Straße. Der Verkehr lag in den Händen der „Transitgesellschaft“; vierrädrige Omnibusse zu 12 und zweirädrige leichte Wagen zu 4 Plätzen, für Personen und Schnellgüter bestimmt, durchfuhren die trostlose Gegend in zwölf Stunden; die Güterbeförderung fand mit Kamelen statt, die in langen Karawanen dahinzogen und drei Tage von Suez bis Kairo benötigten. In Bulak, dem Hafen von Kairo, übernahmen die Raddampfer der Transitgesellschaft die Reisenden und einen Teil der Güter, während der andere Teil von den Kamelen weiterbefördert wurde, die einen schmalen Pfad neben der alten zerfallenen Straße benützten. Die Dampfer fuhren 120 englische Meilen weit, bis Atseh, wo der Mahmudjeh-Kanal mit dem Nile sich verbindet und wo die Fahrt auf diesem letzteren bis Alexandrien, das 48 englische Meilen entfernt liegt, in flachen, von Dampf getriebenen oder von Pferden gezogenen Booten fortgesetzt wurde. In Alexandrien übernahmen englische Boote der Peninsular and Oriental Company die Überlandpost und brachten sie nach Marseille.
Der Österreichische Lloyd hatte um 1850 schon eine Kalkutta-Linie eröffnet; allmonatlich ging ein Dampfer von Triest nach Alexandrien und zurück. Das war das besondere Verdienst Brucks zur Zeit, da noch die Verwaltung des Lloyd in seinen Händen lag. Zahlreiche Probefahrten, Erörterungen, Werbungen in den Zeitungen Deutschlands, Englands, Belgiens, persönliches Einwirken in allen wichtigeren Städten längs des vorge-