1. Negrelli und die „Studiengesellschaft“
223
Unternehmung unter dem Schutze der Großmächte wohl als die günstigste erscheine. Übrigens teilte er v nicht die Verstimmung Enfantins und Negrellis gegen
Stephenson; während Negrelli in seiner nicht unberechtigten Abneigung gegen England in dem Vorgehen Ste- phensons englische Hinterlist erblickte, sah Dufour darin nur die kluge Tat eines berechnenden Geschäftsmannes, zu dem Robert Stephenson schon vom Vater her erzogen worden war. Es behagte ihm nicht, daß die Kanalfrage scheinbar nicht vorwärts kam; sie war nach seinem Gefühle eingeschlafen. Er kümmerte sich nicht weiter um sie; er zahlte und hielt damit vorläufig seine Pflichten gegen sie für erledigt. Nun bot man ihm, so meint Dufour, den Bau der Eisenbahn an; dieser Bau versprach ihm Ehre und Nutzen; so hatte er umso weniger Grund, ihn abzulehnen, als sich ja andernfalls im In- und Auslande genug Ingenieure gefunden hätten, das Werk zu vollführen. Stephenson nahm, wie Dufour ♦* behauptet, den Standpunkt ein, daß „die Eisenbahn in
diesem Falle, wie in allen übrigen, den Kanal, wenn er sich als ausführbar erweist, nicht entbehrlich machen wird.“ Diesen Standpunkt teilte Dufour selbst. Die Eisenbahn würde nach seiner Meinung erst recht dazu beitragen, die Notwendigkeit des Kanals unwiderlegbar zu beweisen. „Die Eigentümlichkeit aller Eisenbahnen“, schreibt er an Negrelli , 72 „ist: eine Zunahme des Verkehrs hervorzurufen, welche nur durch die größten Anstrengungen bewältigt werden kann; oft aber, wie z. B. bei den königl. bayerischen Eisenbahnen, bei unzulänglichen Einrichtungen gar nicht bewältigt werden kann und in Geschäftsbankerott endet. Wenn die Eisenbahn fertig sein wird, sind nur zwei Fälle denkbar: entweder sie ist gut gebaut und verwaltet, dann wird sie einen so großen Verkehr hervorrufen, daß die Notwendigkeit