I. Negrclli und die „Studiengesellschaft“
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gelang, die Suezangelegenheit an sich zu reißen und sich den Ruhm des Schöpfers jener Meeresstraße zu erringen und bis in die Gegenwart, allen Bemühungen unabhängiger Geschichtsschreiber zum Trotze, zu erhalten: Ferdinand von Lesseps.
Im Jahre 1805 in Versailles geboren und für die diplomatische Laufbahn bestimmt, war Lesseps zu Beginn der Dreißiger-Jahre als Vizekonsul nach Kairo gekommen, wo er das Glück hatte, mit dem jungen Prinzen bekannt zu werden, dem er, selbst ein vorzüglicher Reiter, Unterricht in dieser Kunst erteilen durfte. Hier lernte er auch Enfantin und seine großen Pläne kennen. Von Kairo ging er als Konsul nach Rotterdam, nach Malaga und Barcelona; in den Jahren 1848 und 1849 war er Gesandter in Madrid, dann in Rom; aber hier erlitt seine diplomatische Laufbahn einen Schiffbruch, der ihn zwang, sich dem Privatleben zu widmen. Von Haus aus ohne Mittel, lebte er zuerst auf dem Landgute seiner Schwiegermutter Frau Delamalle im Berry, auf der Suche nach Beschäftigung und Verdienst. Er ging nach Paris, wo er Enfantin aufsuchte, der damals eine angesehene gefestigte Stellung besaß und ihm durch seine bedeutenden Verbindungen förderlich sein konnte. Damals weilte in Paris auch der junge ägyptische Prinz Said. Es wurde Lesseps, als einem alten Bekannten, nicht schwer, sich ihm zu nähern. Sein gewinnendes Benehmen, sein umfangreiches, wenn auch nicht tiefgehendes Wissen, sein gutmütiges Äußere — das waren Eigenschaften, die im Vereine mit seiner echt französischen Lebhaftigkeit für ihn einnahmen, so daß er in ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu dem Prinzen trat — ein Verhältnis, für dessen Entwicklung es jedenfalls sehr günstig war, daß er die junge Kaiserin Eugenie seine Nichte nennen konnte.
Birk. A. v. Netfrelli, II.
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