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II. Der Suezkanal
Abbas Pascha starb unerwartet. Said war plötzlich Vizekönig in Ägypten. Lesseps sah den günstigen Augenblick für sich und seine Zukunft gekommen, und rasch entschlossen erfaßte er ihn mit beiden Händen. Er eilte zu Enfantin. Enfantin wußte von dem Verhältnis Lesseps zu dem neuen Pascha, kannte die Tatkraft und Beredsamkeit Lesseps und begrüßte es als gutes Zeichen, daß Lesseps ihm seine Dienste anbot, nach Ägypten zu reisen und von Said Pascha die Genehmigung zum Baue des Kanals von Suez zu erwirken. Talabot und Arles waren mit ihm eines Sinnes; man war überzeugt, daß es Lesseps gelingen werde, den jungen Vizekönig für das große Werk zu gewinnen. Lesseps drängte zur Entscheidung; man müsse das Eisen schmieden, so lange es warm sei, man solle den Augenblick nicht versäumen, man solle Frankreich den Ruhm lassen, den entscheidenden Schritt getan zu haben, den Grundstein zum Bau zu legen, wie es den Unterbau für die Vorarbeiten schuf. In Deutschland und Österreich werde man vielleicht Bedenken haben, vielleicht Eifersucht —• es werde wieder viel hin- und hergeschrieben und wenig gehandelt werden. Besser wäre es, die beiden Gruppen vor die vollendete Tatsache zu stellen. Die drei Führer der französischen Gruppe ließen sich überreden und überzeugen, sie gewährten Lesseps aus eigener Machtvollkommenheit einen Reisevorschuß, übergaben ihm alle wichtigen Papiere, Aktenstücke und selbst die Listen der Zeichner, auf die Lesseps besonderen Wert legte, denn sie würden dem Vizekönig zeigen, welche hervorragenden Persönlichkeiten dem Unternehmen beigetreten sind. Die drei Führer gingen aber noch einen Schritt weiter: sie erhoben Lesseps zu ihrem „Mandatar und Associé“ und erteilten ihm den Auftrag, für die „Studien-Gesellschaft“ die Baugenehmigung zu