1. Negrelli und die „Studiengesellscliaft“
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erwirken. Man wollte ihm diesen Auftrag, man wollte ihm die Ernennung zum Bevollmächtigten der Gesellschaft schriftlich ausdrücken, damit er sich legitimieren könne, aber Lesseps hatte Eile, er verzichtete darauf, er schien es vorteilhafter zu finden, nicht schriftlich gebunden zu sein. Und merkwürdiger Weise begnügten sich Enfantin und seine Mitarbeiter mit einer mündlichen Vereinbarung.
Lesseps hat als hochbetagter Mann — im Jahre 1887 — eine Sammlung von Abhandlungen veröffentlicht: „Erinnerungen von vierzig Jahren“. Da findet sich auch ein Aufsatz: „Rome — Suez — Panama“, der den großsprecherischen Gedanken verfolgt, daß der Fehlgang seiner diplomatischen Sendung in Rom den Suezkanal geboren habe — „Voilà l’origine du canal de Suez“ — sagt er wiederholt. Diese Lüge ist ihm leider ungeprüft nachgebetet worden. Die Dokumente, die Georgi und Dufour zur Geschichte des Suezkanals veröffentlicht haben, und die Schriftstücke, die mir im Urtexte vorliegen, diese Quellen, die nicht Jahrzehnte später entstanden sind, um der Welt die eigenen Verdienste zu künden, sondern aus jenen Tagen selbst stammen, zeihen Lesseps der bewußten Unwahrheit. Nach seinen „Erinnerungen“ traf Lesseps die Nachricht von der Thronbesteigung Said Paschas bei einer Bauarbeit auf dem Gute seiner Schwiegermutter; Lesseps beglückwünschte seinen hohen Freund sofort und erhielt von ihm umgehend Dank und Einladung nach Ägypten. „Da ich“, erzählt er weiter, „seit meiner Flucht ins Privatleben alle den Suezkanal betreffenden Fragen gründlich studiert hatte, so kannte ich vollkommen den Isthmus; ich war überzeugt von der Möglichkeit seiner Durchbrechung, die meine Phantasie beschäftigte, seit ich die Memoiren Lepère’s, des Chefingenieurs der Ex-
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