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II. Der Suezkanal
pedition Bonapartes, gelesen hatte. Ich nahm unverzüglich meine alten Arbeiten auf, überzeugt, daß ich die Genehmigung zum Bau erhalten werde. Der Vizekönig rief mich nach Kairo.“
So erzählt Lesseps — mehr als vierzig Jahre später. Tatsache aber ist es, daß Lesseps, den sogar deutsche Fachschriftsteller zu der Würde eines hervorragenden Ingenieurs emporgehoben haben, von den Führern der französischen Gruppe in ihrem Namen und mit ihrem Gelde nach Ägypten entsandt wurde, um den Suezkanal zu fördern. Eben dieser Schritt Enfantins und Arlès’ war es, der zu einem regen und erregten Briefwechsel zwischen den beiden Franzosen einerseits und Dufour und Negrelli anderseits führte — zu einem Briefwechsel, der das beweist, was Lesseps verschweigt.
Lesseps reiste also im Oktober 1854 als Mandatar Enfantins, Arlès’ und Talabots nach Ägypten. Er begleitete den jungen Vizekönig auf einer Reise durch sein Land und überreichte ihm am 15. November ein „Memorandum“ über den Bau des Suezkanals. In diesem Memorandum 73 spricht Lesseps zunächst von Sesostris und den Pharaonen und erwähnt an einer Stelle flüchtig die Société d’études wie eine Sache, die längst der Vergangenheit angehört; nur in einer Fußnote bemerkt er, daß Negrelli der Ingenieur für Österreich gewesen sei. Ängstlich aber vermeidet er auszusprechen, daß er nur im Namen der Studiengesellschaft verhandle, daß er nur deren Bevollmächtigter sei. Hier liegt der Verdacht vor, daß Lesseps bei der Veröffentlichung der Dokumente eine Fälschung begangen habe. Der Öffentlichkeit von der Studiengesellschaft viel zu erzählen, erschien ihm nicht zweckmäßig; in der öffentlichseit mußte Lesseps die wichtigere Person sein, damit sie sich langsam daran gewöhne, in ihm auch den Schöpfer des großen Werkes