1. Negrelli und die „Studiengesellschait'
231
treten, von diesen aber unserem, aus den drei Nationen gebildeten Komite oder einer Ausführungs-Kompagnie übertragen würde? ... Warum sollten die Monarchen der ersten Länder der Welt nur zu blutigen Kriegszwecken Zusammenwirken können und nicht stolz darauf sein, das schönste Werk des Friedens durch den großartigen Einfluß ihrer Namen zu fördern und so ihr Andenken als erhabenste Wohltäter der Menschheit gemeinschaftlich zu verewigen?“
Es war wohl kaum die Absicht Enfantins, auch nicht jene Arles’ gewesen, das Unternehmen mehr oder weniger rasch zu einem vorwiegend oder ausschließlich französischen zu gestalten und die deutsche, wie auch die englische Gruppe nur mittun zu lassen, um sie füglich ganz auszuschließen. Es waren wohl nur die französische Lebhaftigkeit und die Begeisterung Enfantins, die den Mann, der doch soviel von der Weltstellung des Kanals schwärmte, und mit ihm auch Arles hinrissen, gegen ihre deutschen Verbündeten jede Freundschaftlichkeit und jede durch die gegenseitigen Verhältnisse gebotene Form scheinbarer Verständigung außer Acht zu lassen. Negrelli und Dufour fühlten sich immerhin verletzt, daß sie von jedem Schritte der französischen Mitarbeiter erst nachträglich erfuhren, daß Enfantin bereits französisches Geld für den Bau warb und daß er sich schon aus eigener Machtvollkommenheit als Generaldirektor der Baugesellschaft fühlte und benahm. Negrelli gab seinem Unwillen über dieses Vorgehen der „Zentralgruppe“ in einem Briefe an Dufour sehr ernsten Ausdruck, und Dufour, mit Negrelli eines Sinnes, hielt auch mit seiner und seines österreichischen Freundes tiefer Verstimmung gegenüber Arles und Enfantin nicht zurück. „Wir können uns“, schreibt er an Negrelli, „doch den Stuhl nicht vor die Türe setzen lassen.“