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II. Der Suezkanal
Dem Generalkonsul konnte er nichts von einer Konzession vormachen; aber die Männer, denen er nach Paris von der „Konzession“ berichtete, waren keine Juristen; sie zweifelten auch keinen Augenblick an der Wahrheit der Worte Lesseps’; sie atmeten in heller Freude auf und priesen die Geschicklichkeit ihres Mandatars, der es verstanden habe, in der persönlich erlangten Konzession auch ihre Gründerrechte zu wahren.
Negrelli und Dufour waren allerdings auch erfreut über den erfolgreichen Schritt, aber Dufour konnte sich der Sorge nicht erwehren, daß in der Sache nicht alles sich so zu entwickeln scheine, wie es wohl das Rechte wäre.
„Jetzt betrachte ich“, schreibt er an Negrelli, „als das größte Übel, daß in Ägypten alle, die sich für die Sache interessieren, fast ausschließlich Franzosen sind; zum großen Teile mögen sie auch der Klasse der Aven- turieurs angehören und es scheint, daß in jenem Lande, ungeachtet der „entente cordiale“ der Regierungen und Armeen, eine gereizte Stimmung zwischen Engländern und Franzosen fort und fort vorherrscht.“ Dufour beklagt es, daß die Kanalangelegenheit immer mehr ihren kosmopolitischen Charakter verliert und dadurch die Eifersucht der Engländer erregt, ohne deren Willen der Kanal, wie er meint, nicht zur Ausführung kommen könne. Und weiter schreibt er: „Es ist unglücklich, daß die Konzession auf einen Mann und nicht auf unsere Gesellschaft lautet“, und er hält es für dringend notwendig, daß der kosmopolitische Grundzug der Unternehmung wieder hergestellt werde. „Sollte es nicht möglich sein“, der Gedanke fließt ihm beim Schreiben in die Feder, „daß die an Herrn de Lesseps gegebene Konzession an die Monarchen Königin Viktoria, Kaiser Franz Joseph und Napoleon III. gemeinschaftlich abge-