Dokument 
In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
Entstehung
Seite
235
Einzelbild herunterladen

1. Negrelli und dieStudiengesellschaft

235

erst später aufgefunden wurde. Die neue, von Lesseps eigenmächtig abgeänderte Fassung gibt dem Ferman tatsächlich die Form einer Konzession, die er in der Urfassung nicht ist. Als Bevollmächtigter des Vize­königs von Ägypten wendete sich Lesseps nun auch in dessen Auftrag an alle europäischen Kabinette mit Aus­nahme des englischen, von wo aus eine Abweisung drohte, und bat sie, die Ingenieure für die Kommission zu bestimmen, die den Kanalvorentwurf begutachten, die Kanallinie festlegen und die erforderlichen Bauten vorschlagen sollte. Den Vertreter Englands berief Les­seps aus eigener Machtvollkommenheit.

Wesentlich verspätet, im September 1855, traten die Mitglieder der Studiengesellschaft in Paris zusam­men. Auch Negrelli nahm an den Beratungen teil. Es fehlt jede glaubhafte Äußerung über ihren Verlauf; nur eines läßt sich aus den Andeutungen in verschiedenen Briefen, die zwischen den Mitgliedern der deutschen und französischen Gruppe gewechselt wurden oder die Lesseps an seinen Vertreter in Ägypten und an Baron Bruck richtete, mit Gewißheit erkennen: das Spiel der Studiengesellschaft war verloren. Lesseps erklärte ganz entschieden, daß er diese Gesellschaft nicht als Grund­lage seiner internationalen Baugesellschaft anerkenne. Negrelli bemühte sich vergebens, einen Ausgleich her­beizuführen. Die Studiengesellschaft ging an dem Man­gel ihres inneren Zusammenhanges zugrunde; die Son­derbestrebungen Enfantins und Talabots, die beide nach der Führung der Gesellschaft strebten und sich über ihre französischnationale Selbstsucht nicht zu erheben vermochten, der Ehrgeiz Talabots, der ihn verleitete, seine Vorarbeiten ohne Wissen der deutschen Gruppe zu veröffentlichen, die Teilnahmslosigkeit Stephensons, dem der Eisenbahnbau höher stand als der Kanal