1. Negrelli und die „Studiengesellschaft“
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erst später aufgefunden wurde. Die neue, von Lesseps eigenmächtig abgeänderte Fassung gibt dem Ferman tatsächlich die Form einer Konzession, die er in der Urfassung nicht ist. Als Bevollmächtigter des Vizekönigs von Ägypten wendete sich Lesseps nun auch in dessen Auftrag an alle europäischen Kabinette mit Ausnahme des englischen, von wo aus eine Abweisung drohte, und bat sie, die Ingenieure für die Kommission zu bestimmen, die den Kanalvorentwurf begutachten, die Kanallinie festlegen und die erforderlichen Bauten vorschlagen sollte. Den Vertreter Englands berief Lesseps aus eigener Machtvollkommenheit.
Wesentlich verspätet, im September 1855, traten die Mitglieder der Studiengesellschaft in Paris zusammen. Auch Negrelli nahm an den Beratungen teil. Es fehlt jede glaubhafte Äußerung über ihren Verlauf; nur eines läßt sich aus den Andeutungen in verschiedenen Briefen, die zwischen den Mitgliedern der deutschen und französischen Gruppe gewechselt wurden oder die Lesseps an seinen Vertreter in Ägypten und an Baron Bruck richtete, mit Gewißheit erkennen: das Spiel der Studiengesellschaft war verloren. Lesseps erklärte ganz entschieden, daß er diese Gesellschaft nicht als Grundlage seiner internationalen Baugesellschaft anerkenne. Negrelli bemühte sich vergebens, einen Ausgleich herbeizuführen. Die Studiengesellschaft ging an dem Mangel ihres inneren Zusammenhanges zugrunde; die Sonderbestrebungen Enfantins und Talabots, die beide nach der Führung der Gesellschaft strebten und sich über ihre französischnationale Selbstsucht nicht zu erheben vermochten, der Ehrgeiz Talabots, der ihn verleitete, seine Vorarbeiten ohne Wissen der deutschen Gruppe zu veröffentlichen, die Teilnahmslosigkeit Stephensons, dem der Eisenbahnbau höher stand als der Kanal —