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II. Der Suezkanal
den er hervorgerufen, spiegelte sich in Abhandlungen wieder, welche die großen Zeitungen aller Länder veröffentlichten. „Der Vizekönig“, schrieb Lesseps am 19. Jänner 1856 an Negrelli, „befindet sich heute in günstigster Lage, durch die Schritte, die seit einem Jahr unternommen worden sind, durch einen den Nutzen des Unternehmens anerkennenden Brief des Großwesirs, durch die Zustimmung und die Zuneigung Europas“ — aber dennoch, meint Lesseps, wird der Vizekönig in Konstantinopel keine Schritte tun, bevor er nicht der Sanktionierung sicher ist, denn er werde schon aus nationaler Eigenliebe die Schwäche Konstantinopels und seine eigene Ohnmacht gegenüber England nicht bloßstellen. Lesseps empfahl daher ein kräftiges Weiterschreiten; wenn die Gesellschaft gegründet, das Kapital gezeichnet sein wird, unbeschadet der Erwartung des kaiserlichen Irades für die Ausführung des Kanals — dann würde die Unternehmung aus dem Zustande des Entwurfes in jenen der vollendeten Tatsache übergehen; „man wird“, betont Lesseps, „mit ihr rechnen müssen und wir werden in der Lage sein, unter dem Schutze des Vizekönigs, von Macht zu Macht zu verhandeln, denn die Kraft und das Recht werden unbedingt auf unserer Seite sein.“
Bezeichnend für die allgemeine Aufmerksamkeit, die die Suezfrage nach der Rückkehr der Fachmänner aus Ägypten erregt hatte, ist der Briefwechsel Negrelli’s mit seinen Schweizer Freunden, voran Direktor Escher- Heß, der ihm anfangs April von dem großen Festzug beim „Sechseläuten“, dem berühmten alten Volksfeste der Züricher berichtete. Der Festzug zeigte Zürich als Knotenpunkt aller Eisenbahnen, auch die Suezkommission war vertreten — nur die Kamele mußten weggelassen werden, fügt Escher hinzu; alles verlief zur Zu-