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II. Der Suezkanal
er glaubt — stetig mehr Anhänger unter Negrelli’s Kollegen gewann. Die Mitteilung Lesseps’, daß auch Ingenieur Mougel über Auftrag des Vizekönigs den Sitzungen in Paris beiwohnen werde, erfreute Negrelli; „ich rechne“, antwortete er Lesseps, „auf seinen Beistand für die Unterdrückung der Schleusen... Meine Batterien sind bereit, um meine Anschauung zu stützen, und ich bin sehr froh zu sehen, daß auch Sie dieselbe teilen... Gott segne Sie!“ Am 16. Juni teilt Lesseps mit, daß die Tagung der Kommission am 23. Juni stattfinden soll und daß er dringend seine frühere Ankunft wünsche, damit er an der Vorbereitung der Fragen teilnehmen könne. „Sie sind die Säule des Kanals ohne Schleusen!“
Am 20. Juni verließ Negrelli seine Lieben in Wien. Der Abschied wurde ihm schwer wie immer. Sie sollten nach seiner Abreise in den Prater fahren und sich zerstreuen. „Seid Ihr in den Prater?“ frägt er im ersten Briefe aus Paris, „oder haben Euch die Fiaker wieder sekkiert?“ Die Reise ging über Prag und Köln, sie dauerte 49 Stunden; er hat immer an Lotti gedacht, ob sie recht gesund sei, ob sie viel zu tun habe, alles in Ordnung halten müsse, ob sie viele Visiten gemacht und empfangen habe? Ob die Bettina noch lange schlief, ob die Kinder brav seien... Er meldete seiner Lotti kurz, daß die erste Sitzung stattgefunden und seine Meinung vollständigen Sieg davongetragen habe. Ausführlicher berichtete er über die Tagung an Revoltella in Triest in einem Briefe vom 26. Juni: „Wie Sie wissen, war mein Vorschlag immer für einen Kanal frank und frei von jedem Hindernisse, ohne Schleusen, mit Speisung durch das Meereswasser; die Engländer wollen einen Kanal, der das Rote Meer mit dem Nil verbindet, nur in Hafenanlagen, deren sechs entworfen sind, zugängig ist und