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11. Der Suezkanal
Kaiser keine Audienz mehr stattfindet, da dieser nach Plomhieres reist, daß also Uniform und Degen umsonst waren, daß er immer bei Lesseps gespeist habe, wo auch eine immense Notabeinsoiree stattfand. „Sie behandeln mich wie einen Bruder. Dufour aus Leipzig war hier und ist gestern zurückgereist. Talabot reist nach Wien und geht nach Italien. Talabot, Lesseps, Dufour haben sich alle um Dein Wohlsein erkundigt.“ Dann geht der Brief zu häuslichen Geschäften über, deren Besprechung den fürsorglichen Gatten, den ängstlichen Vater zeigt, und schließt: „In Ploschkowitz* war meine Ankunft ein Evenement. Ihre Majestät die Kaiserin hat mich huldreich empfangen, mir ihr ganzes Apartement gezeigt, dann zu S. M. den Kaiser geleitet, der auch seinen Teil zeigte und mich engagieren wollte, wenigstens den Sonntag dort zu verbleiben! Ruhe und Frieden herrscht in Ihnen und in der ganzen Umgebung...“ Ein zweiter Brief frägt wieder um dies und jenes, um die Bekannten, um Ghegas Besuch; seine kleine Bettina liegt ihm besonders am Herzen: in jedem kleinen Kinde, das ihm begegnet, erscheint ihm ihr Bild. Leider brachte ihm die Post aus Wien keine Nachrichten; es war ihm, als ob er niemanden dort kenne und habe — es duldete ihn nicht mehr in Paris; kaum der Geschäfte ledig, verließ er die Hauptstadt an der Seine und kehrte in Gesellschaft Lesseps’, der nach Alexandrien eilte, nach Wien zurück.
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Am 23. Juni 1856 um 8 Uhr morgens war von Lesseps die erste Sitzung der Internationalen Kommission des Meereskanals von Suez eröffnet worden; in Anwesenheit aller Mitglieder, mit Ausnahme des erkrank-
* Kaiserliche Besitzung in Böhmen.