III. Letzte Kämpfe
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Aber Palmerstone war mächtiger als Lesseps. Palmerstone erklärte im englischen Parlamente, daß der Kanal den Interessen Englands zuwiderlaufe und nur ein Nebenbuhler der Eisenbahn von Alexandrien über Kairo nach Suez sei, der er den Vorzug gebe. Lesseps wählte nun einen anderen Weg: die Eitelkeit und Ruhmsucht seiner Landsleute kennend, spielte er nun auf seiner Lockflöte das Lied von der französischen Natur des Unternehmens und setzte ganz Frankreich in einen Begeisterungstaumel für den Kanal. Er suchte dem Plane auch eine festere Grundlage zu geben und veranlaßte den Vizekönig von Ägypten, Negrelli zum Generalin- spektor der Suezkanalbauten zu ernennen. In seinen „Erinnerungen“ hat er allerdings auf diese Ernennung ganz vergessen; aber aus den mir vorliegenden Urkunden geht hervor, daß Negrelli von seiner Berufung zum Vorstande der technischen Oberleitung des Suezkanal- Unternehmens durch ein über Auftrag des Vizekönigs verfaßtes Schreiben Lesseps’ vom 20. August 1857 Kenntnis erhielt.
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Im Frühjahre 1857 hatte Negrelli abermals Italien bereist; er hatte Radetzky besucht, der ihn immer wieder umarmte und küßte und weinte, hatte dem Einzüge des Erzherzogs Max in Mailand beigewohnt, hatte alte Bekannte gesprochen, Gutes und Böses gehört —• und über alles berichtete er seiner lieben, neugierigen Frau eingehend. Die Verhältnisse in Italien schienen ihm ungünstig. „Die Verwirrung ist unbeschreiblich; die Fremdherrschaft ist drückend, die französischen Oberbeamten sind nicht beliebt. Und es ist schwer zu helfen — es müßte eigentlich, wie ehedem, von vorne angefangen werden.“ In einem langen vertraulichen