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III. Letzte Kämpfe
sung englischer Verstellung, Lüge und Verdächtigungsweise. Ich bedaure, aus Raummangel den Brief nicht vollinhaltlich wiedergeben zu können — er ist eine Urkunde, die es verdient hätte, in dem grundlegenden Steinblock für den Hafen von Pelusium eingemauert zu werden, denn seit der Veröffentlichung dieses Briefes haben die englischen Kanalgegner nicht mehr gewagt, ihre politische Abneigung gegen den Kanal mit technischen Gründen zu verkleiden. Negrelli beruft sich allen Erörterungen Stephensons gegenüber auf die gewissenhaften Vorarbeiten seit 1846 und auf die sachlich wohlbegründeten Beschlüsse der internationalen Kommission, deren Mitglieder die Landenge bereist und eingehender besichtigt haben als Stephenson, was er ihm an der Hand seiner eigenen Darlegungen beweist. Negrelli erklärt es offen, daß der Zusammenbruch der Société d’études auf die Schuldseite Stephensons zu setzen sei. Mit Entrüstung weist Negrelli die ihn persönlich beleidigenden Äußerungen zurück — und mit „tiefem Erröten für die Wissenschaft“ geht er über die „hydraulischen Witze“ des englischen Fachmannes hinweg, dem er große Oberflächlichkeit in dem Studium der fachlichen Seite der Kanalfrage vorwirft. Das ganze Truggebäude Stephensons zerschlägt er mit der Frage: ob der Kanal lohnender würde, wenn zwischen den beiden Meeren sich ein Bosporus herstellen ließe?
Als die kraftvollen Worte Negrelli’s an Stephenson die Presse verließen, lag ihr Schöpfer, von Fieber und Schmerzen gepeinigt, hoffnungslos darnieder. Die Darmfistel hatte eine eiternde Wunde erzeugt. Alle Bemühungen der Ärzte waren vergebens. Am 1. Oktober 1858 verschied Negrelli, gottergeben, wie er gelebt, nachdem sein Bruder Nicoletto ihm die Tröstungen der Religion gespendet hatte. Am 3. Oktober wurden seine