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III. Letzte Kämpfe
Baron Bruck bewahrte der Witwe Negrelli’s dauernd die Freundschaft, die er ihrem Gatten geschenkt hatte. Zu den Treuesten aber, die der Tod nicht von der Familie des Entschlafenen und von der verehrenden Erinnerung an sein Wesen und sein Wirken trennte, zählten die Schweizer Freunde, allen voran Direktor Escher und Architekt Kubly. Sie standen noch felsenfest zu ihm, als er in seiner Fleimat schon längst vergessen war. Aber auch die Witwe bewahrte der Schweiz Treue und Liebe. „Wenn die Kinder herangewachsen sein werden“, so schrieb die Trauernde an Escher, „will ich sie in Ihre schöne Schweiz führen, damit sie auch die Werke ihres Vaters sehen und seine Freunde begrüßen.“
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Lesseps hat Negrelli ebenso wenig Dankbarkeit bewahrt, wie den anderen Männern, die er benützte, um seine ehrgeizigen und selbstsüchtigen Pläne zu vollführen. Er bemächtigte sich nach dem Tode Negrelli’s durch Revoltella der wichtigsten Papiere, insbesondere der bei Negrelli eingelaufenen Aktienzeichnungen, und schritt an die „Konstituierung der Baugesellschaft“, Bedrängt durch geldliche Schwierigkeiten während des Baues und bestrebt, einflußreiche und geldlich kräftige Persönlichkeiten für das Unternehmen zu gewinnen, verlieh die Gesellschaft immer wieder neue „Gründer- rechte“ und löschte, um sich nicht allzu sehr zu belasten, skrupellos ältere Mitglieder, die ihr nicht mehr nützen konnten, in den Gründerlisten. Dieser, zum mindesten unedle Vorgang ist auch Negrelli gegenüber eingeschlagen worden. Statt der ihm gebührenden zwei ursprünglichen ungespaltenen Gründeranteilen 79 wur-