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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
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Sit haben sofort hierher zu melden, ob Sie noch gesund und , tropendienstfähig und bereit sind, nach Südwestafrika zu gehen.

Regiment 54.

Das war eine Überraschung! Sie kam mir gänzlich unerwartet, denn meine Hoffnung, noch nach der Kolonie zu kommen, war ziemlich gesunken. Also endlich sollte mein Herzenswunsch in Erfüllung gehen! Ich stürzte sofort wieder die Treppe hinunter nach dem nahen Telegraphenamt, um dem Regiment zurück zu depeschieren, daß ich zu allem bereit sei.

Leider kamen in diesen Tagen schon ungünstige Nachrichten über das Befinden meines Vaters aus Italien. Er hatte sich zuerst stark erkältet, später stellte sich ein typhöser Scharlach heraus. Diese für mich recht be­trübenden Nachrichten dämpften meine Freude recht erheblich.

Am 15. März stiegen wir Hospitanten der Kriegsakademie in das Examen, das wir, wie bekanntlich alle Hospitanten, mit dem zum nächsten ersten Oktober einzuberufenden Jahrgang zusammen nachzumachen hatten. Dieses Examen ist stets das Schreckgespenst aller Hospitanten. Denn so ein unglücklicher Hospitant kommt erstens unvorbereitet zur Akademie, es ist dies überhaupt die Bedingung, unter der man als Hospitant aufge­nommen wird, da man, wie es ja bei mir zutraf, keine Zeit zur Vorbereitung gehabt hat. Die offizielle Vorbereitungszeit beträgt ein halbes Jahr und umfaßt fast alle Gebiete des militärischen Wissens und Geographie, Ge­schichte und Französisch. Ich hatte die Erlaubnis, als Hospitant die Kriegs­akademie zu beziehen eben infolge der vorher erwähnten Durchquerung Zentral-Asiens im Sattel erhalten. Nun kommt zweitens hinzu, der Hos­pitant muß alles das, was die anderen schon an Wissen mitbringen, erst während der Zeit auf der Kriegsakademie selbst nachlernen, um überhaupt nur einigermaßen dem Vortrag folgen und die etwa notwendig werdenden Arbeiten anfertigen zu können. Drittens muß er noch während dieser ganzen Zeit sich auf das Examen vorbereiten, das speziell in Geschichte und Geographie ganz abgegrenzte Gebiete umfaßt, in die man sich außer­ordentlich gründlich hineinarbeiten muß, um das doch immerhin recht schwierige Konkurrenzexamen zu bestehen. Denn man hat nicht etwa mit einer bestimmten Anzahl von Points das Examen bestanden, wie wohl im allgemeinen angenommen werden könnte, nein, von sämtlichen Examinanden kommen nur die 120 besten heran, und es ist ein erfreuliches Zeichen für den Fortschritt des Strebens in unseren Offizierkorps, daß die untere Pointszahl des letzten Einberufenen fortwährend gestiegen ist. Im allge­meinen ist daher vor dem Examen die Redensart, man fühle sichdumm wie ein Hospitant nicht ganz unberechtigt, und ich rate allen denen, die es werden wollen, lieber ihr Glück auf dem gewöhnlichen Wege zu ver-

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