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suchen. Es ist nichts deprimierender, als wenn so ein Unglücks-Hospitant durchfällt, d. h. nicht zum zweiten Jahrgang einberufen wird.
Da ich sicher zur Schutztruppe einberufen wurde, wozu die Bestätigung am 17. März eintraf, indem mir das Generalkommando meines Armeekorps depeschierte, daß ich mit dem 28. März des Jahres bei der Schutztruppe eingestellt sei, hätte ich es eigentlich gar nicht mehr notwendig gehabt, das Examen mitzumachen. Aber ich fühlte mich ziemlich sicher und hoffte ganz bestimmt zu bestehen und mir dadurch auch für späterhin nach meiner Rückkehr aus Afrika noch die Möglichkeit offen zu halten, jederzeit auf die hohe Schule des militärischen Wissens von neuem zu ziehen. Schließlich ist doch der Blick eines jeden jungen Offiziers auf dieses nur von so wenigen erreichte Ziel gerichtet, denn ohne Kriegsakademie kein Generalstab, und ohne Generalstab wohl kaum noch die Möglichkeit, einen höheren Posten zu erreichen.
Während des Examens, das fünf volle Tage dauerte, kamen immer trübere Nachrichten über das Befinden meines guten Vaters, so daß meine Aufmerksamkeit eine geteilte war, meine Gedanken viel abschweiften und ich dadurch vielleicht schlechter gearbeitet habe, als ich es wohl sonst im allgemeinen getan hätte. Aber im großen und ganzen hatte ich doch das Gefühl, ganz leidlich abgeschnitten zu haben.
Am 19. abends, nach Schluß des Examens, gaben wir Hospitanten, von denen lange nicht alle die zweite Lehrstufe erreichen sollten, unserem Privat-Taktik-Lehrer, Oberleutnant v. d. Bergh, ein kleines Diner im Hotel Monopol.. Ich hätte nicht daran teilgenommen, wenn ich nicht kurz vorher etwas bessere telegraphische Nachricht über das Befinden meines Vaters erhalten hätte.
Am 21. wanderte ich überall herum, um meine Equipierung zusammenzustellen. An der Hand der während des China-Feldzuges und besonders auf meinem Ritt durch Zentral-Asien gemachten Erfahrungen ging das diesmal sehr viel glatter. Ich wußte ganz genau, was ich brauchen würde, besonders war ich mir darüber klar, daß es besser ist, etwas reichlicher vorzusorgen und das zuviel Mitgenommene bei längerer Abwesenheit auf Expeditionen ruhig an der Küste oder am Ausgangsort der Expedition stehen zu lassen, als sich wie ein richtiger Feldzugssoldat von vornherein auf das Notwendigste zu beschränken. Letzteres ist ja sehr schön und auch für den eigenen Geldbeutel sehr viel ersprießlicher. Aber wenn man dann von einer solchen Expedition, wie sie uns dort unten sicher erwarteten, ziemlich abgerissen zurückkommt, ist es doch sehr angenehm, alles schon vorzufinden und nicht erst nach der Heimat schreiben, oder für teures Geld am Ort kaufen zu müssen. Was es heißt, ohne jeden Komfort und nur mit dem allergeringsten Gepäck lange Strecken durch wüste Länder womöglich in Eilmärschen zu ziehen, weiß ich selbst aus eigener Erfahrung