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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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am allerbesten. Man muß eben stets zwischen solch einer überseeischen Expedition und einem Krieg zu Hause einen Unterschied zu machen wissen, was vielen nicht gelingt. Und ich glaube nicht, daß man sich besonders verwöhnt, wenn man etwas reichlicher vorsorgt. So dachte ich früher. Jetzt, wo ich zurück bin und wiederum die Erfahrung für mich habe, also vom Rathause komme, würde ich nicht die Hälfte mehr von demjenigen mitnehmen, was ich damals mitgeschleppt habe. Ja, mein Gott, was sind Erfahrungen? In Afrika kommt es eigentlich stets anders, wie man denkt.

Für mich begann nun die Zeit der Abschiedsbesuche und Meldungen. Am 2i. sagte ich auf der Kriegsakademie dem Direktor und den Lehrern Lebewohl, um noch viele liebenswürdige Worte mit auf den Weg zu be­kommen. Jeder von meinen Vorgesetzten freute sich, daß mir ein Herzens­wunsch in Erfüllung gegangen war.

Am 22. war ich in Frankfurt bei meinem Regiment, um mich dort zu empfehlen. Bei meiner Rückkehr fand ich leider wieder sehr ungünstige Nachrichten über meinen Vater vor, denen am nächsten Tage die mich tief betrübende Nachricht von seinem Tode folgte. Ich konnte nicht einmal mehr nach Italien, um ihm das letzte Geleit zum Grabe zu geben. Es waren recht, recht traurige Tage für mich. Mein Bruder und andere Ver­wandte fuhren nach der Riviera, um dort meine gute Mutter zu trösten und die nötigen Anordnungen zu treffen. Ich konnte unmöglich weg, da mein Transport sehr bald abging, ich meine Wohnung einpacken mußte und noch sämtliche dienstliche Meldungen zu erledigen hatte.

Am 28. März hatten wir uns beim Oberkommando zu melden, wo wir erfuhren, welcher Batterie wir zugeteilt waren. Ich kam zur Batterie Stahl, der ersten, späterhin fünften Feldbatterie. Ebenso hörten wir auch, mit welchem Dampfer wir fahren würden, es war derEntre Rios der Ham­burgSüdamerikanischen Dampfschiffsgesellschaft. Am 28. März erledigten wir noch die übrigen Meldungen und Formalitäten und erhielten Gehalt und Einkleidungsgelder ausgezahlt. Am Tage darauf trat die Truppe zusammen, um bei der Finna von Tippelskirch in die ebenso praktischen wie geschmackvollen Uniformen der Schutztruppe eingekleidet zu werden. Was war das für ein Unterschied gegen dieselbe Tätigkeit seinerzeit beim ostasiatischen Expeditionskorps! Für jeden Mann waren nach Nummern geordnet alle zur Ausrüstung gehörenden Stücke hübsch aufgebaut. Der Einzelne trat zu seiner Nummer, es wurde noch einmal alles verlesen, damit auch jeder in richtigen Besitz der verschiedenen Stücke kam. Es war alles da. Dann gings ans Umziehen, und innerhalb weniger Stunden standen die beiden Batterien abmarschfertig da, zur Freude der Berliner, die sich bereits in hellen Scharen auf der Potsdamer Straße gesammelt hatten, um das ungewohnte Schauspiel zu genießen. Jeder Mann erhielt zur Aufbewahrung derjenigen Sachen, die er nicht direkt bei sich führte,