Dokument 
Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
Seite
34
Einzelbild herunterladen

34

ihnen die Stürme auf dieser Reede sehr gefährlich werden können. Doch bis auf die dem Vetter Engländer gehörige Walfischbai ist kein besserer Hafen vorhanden, und daß die Dampfer es vorziehen, in Swakopmund zu löschen, trotz der geschützten Reede von Walfischbai, und trotzdem die Engländer bis an die deutsche Grenze unter großen Kosten eine Bahn ge­baut haben, um eben die Dampfer zu veranlassen, im englischen Hafen zu löschen, beweist, daß die Reede wohl doch nicht so schlimm ist, wie ich es in den meisten früheren Reiseberichten gelesen habe.

Mit Anbruch des Tages am 22. fing das Ausladen in die bereits am Abend vorher längsseit gebrachten Leichter an. Ein Teil der Ställe an Deck war, um Platz zu schaffen, schon weggebrochen. Die Tiere wurden mittels breiten Gurts und vorn über die Brust und hinten um die Kruppe ge­führten Strickes mit der Dampfwinde gehoben und einzeln in den in den langen Ozeanwellen auf und nieder tanzenden Leichter gelassen. Es war drollig, die einzelnen Tiere zu beobachten, die sich teils ganz ruhig be­nahmen, teils aber auch wie wild tobten. Es ging aber alles ganz glatt. Besonders gut bewährten sich unsere Kruneger als Arbeiter, nur hatten sie eine begreifliche Angst, auf ihre nackten Füße getreten zu werden. Ein Offizier hatte die Aufsicht an Deck, einer beim Ausladen an der Mole und einer die Aufsicht am Pferdekral, in dem die Tiere losgelassen wurden, um wie wild und toll herumzuspringen, sich zu keilen, zu beißen und sich im Sande zu sielen. So ging das Pferdelöschen den ganzen Tag, der kleine Pionier, der Schlepper, fuhr hin und her, einen leeren Leichter hinziehend, einen vollen zum Kai bringend. Bald waren die Leute so eingefuchst, daß in einer halben Stunde mindestens 20 Pferde in den Leichter gehißt wurden, unter den schwierigen Verhältnissen sicher eine gute Leistung. Hätten wir nur mehr Leichter und Schlepper gehabt, so wäre das Schiff in einem Tage vollkommen ausgeladen worden, so bekamen wir bis zum Dunkel­werden 323 Pferde heraus, was von den Landeskundigen kaum einer für möglich gehalten hatte. Man hatte auf 150 200 höchstens ge­rechnet. Leider kam am Abend die bedauerliche Nachricht, daß wir morgen stilliegen müssen, während derMarkgraf weiter auslädt, da er nach Kapstadt soll, um einen neuen Pferdetransport von East London zu holen.

So löschten wir am 23. nur 36 Pferde und konnten dann Zusehen, wie derMarkgraf auslud; natürlich behauptete jeder, daß es lange nicht so schnell ginge wie bei uns, was ja immer so zu sein pflegt. Am Vormittag lief dieHelene Woermann, von Hamburg kommend, mit 250 italienischen Arbeitern für die Otawi-Minenbahn ein. Die Leute schrien mit beneidens­werter Ausdauer Hurra, wahrscheinlich aus Freude darüber, daß sie an Land kommen sollten. Wie wir hörten, hatte der Kapitän des Schiffes viel Ärger unterwegs mit der aufsässigen Gesellschaft gehabt, und schließlich waren