Dokument 
Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
Seite
123
Einzelbild herunterladen

123

Als Gefechtskraft kann man allerdings von vornherein die Witbois abrechnen, denn mit ziemlicher Sicherheit ist darauf zu rechnen, daß sie, sowie auch nur ein Schuß fällt, auskneifen; sie haben das allzuoft schon gezeigt, als daß man sich über ihre Tapferkeit, von der man früher so viel erzählte, Illusionen machen könnte. Diese zeigt sich eben nur, wenn sie um ihren eigenen Besitz kämpfen, am fremden haben sie kein Inter­esse. Der alte Hendrick Witboi wird auch nicht gerade die Besten seines

Stammes hier herauf ge­schickt haben, denn man sieht nur wenige ältere in der Witboiabteilung.

Die Jungen sollen eben den Krieg lernen, und dazu ist ja jetzt die beste Gelegenheit. Man glaube nur nicht, daß die Leute Passion oder Liebe zur Sache zeigen; ganz im Gegenteil, Faulenzen und und Trinken ist ihnen jederzeit lieber, als gegen den Feind zu reiten, höch­stens kommt noch die Aussicht auf Beutevieh in Frage, die sie heraus­locken könnte. Interesse zeigen sie nur am eigenen weißen oder eingebore­nen Führer, der Pa­trouillenführer ist ihnen gänzlich gleichgültig, und ich habe es erlebt daß sie sich im dichten Busch geringste Herz für ihre Tiere,

II. Noack phot. Graf von Arnim, f ir. 8. 04b. Otjiwarongo

einfach drückten, um auf Jagd zu gehen. Zu ge­brauchen sind sie in der Aufklärung nur zum Spuren finden, Verfolgen oder Beurteilen derselben auf Alter, Anzahl usw.; darin sind sie allerdings unübertrefflich, und man ist auf sie angewiesen, obwohl sich mancher un­serer Leute und Offiziere auch schon eine recht hübsche Fertigkeit darin angeeignet hat. Ge­fürchtet sind sie bei allen Kompagnie-und Batterie­chefs insofern, als sie jedes ihnen zur Patrouille gestellte Pferd mit töd­licher Sicherheit drücken oder lahm reiten, wäh­rend ihre eigenen Pferde stets bis zur Unbrauch­barkeit abgetrieben sind. Sie haben auch nicht das fressen oder zu saufen

ob dasselbe zu

bekommt, ist ihnen anscheinend völlig gleichgültig; ich habe z. B. nie gesehen, daß sich einer einmal aus Interesse für sein Tier bemühte, etwas mehr Hafer herauszuschlagen, nein, im Gegenteil, mir kam es neulich vor, daß der eine Witboi den ihm mitgegebenen Hafer wieder zurückgab, also hatte er seinem Tiere überhaupt nichts gereicht. Man sieht sie nie­mals gerade auf den Pferden sitzen, stets schief, daher drücken sie dieselben. Ferner treiben sie im Schritt und Trab das Pferd andauernd, so daß dieses stets leicht in Schweiß kommt und leicht ermüdet. Daß sie nebenbei vor-