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lung war der Hottentott gezwungen aufzupassen, denn im Grase unten hätte er sich sicher hingelegt und geschlafen. Um 2 } Uhr ritten wir noch einmal zum Wasser, um zu tränken, denn wer wußte, wie lange unsere Tiere kein Wasser würden bekommen können, da die nächsten Wasserstellen mit ziemlicher Sicherheit in Feindeshand waren. Alle Wassersäcke wurden gefüllt, ebenso die Feldflaschen. Das Wasser war prachtvoll, so schön, wie wir es schon lange nicht mehr gehabt hatten. Unser Landeskundiger glaubte, daß diese Wasserstelle in diesem Jahre zum ersten Male von den im Rückzuge befindlichen Herero aufgemacht worden sei und daher auch die einzelnen Wasserlöcher noch nicht so verschmutzt wären, wie es im allgemeinen bei den jahraus jahrein von den Herero benutzten Wasserlöchern der Fall ist. Dann ging’s feindwärts mit vorgeschobener Spitze und Seitenpatrouillen. Das Gelände blieb offen, wir sahen viele Spuren von Hartebeesten, auch von nordwärts getriebenem Vieh, jedoch waren die letzteren schon mehrere Tage alt. Zum Teile war das Gras abgebrannt; die Herero machen dieses alljährlich, da dann das Gras später besser wächst. In diesem Jahie werden sie es wohl mit um so größerer Liebe und Sorgfalt tun, da sie uns damit die unentbehrliche Weide vernichten. Ab und zu zeigte sich ein Deuker, einige Aasgeier zogen hoch in der Luft, und von Zeit zu Zeit flog einer der beim Jäger und Soldaten gleichmäßig unbeliebten Kurrhähne auf, um mit seinem mißtönenden Geschrei weithin zu alarmieren; man nennt ihn nicht mit Unrecht den „Warner“.
Gegen 5 Uhr passierten wir die große Straße von Osire nach Water- berg, die wenig frische Spuren zeigte. Es wurde dunkler und dunkler, die Seitenpatrouillen wurden näher herangezogen, der Abstand zur Spitze verringert, und als wir schließlich in dichten Busch kamen, wurden die Seitenpatrouillen ganz eingezogen und auf die Spitze aufgeschlossen. Es war ganz dunkel geworden, im schwachen Mondlichte konnte man noch den Marschrichtungspunkt, die linke Kante des kleinen Waterberges, an lichteren Stellen erkennen, sonst diente uns der Sternhimmel als Wegzeiger. Der Dornbusch zerriß Gesicht und Hände; die Cordsachen halten gut stand gegen die Dornen, dagegen werden Stiefel und Sattelzeug mit der Zeit übel mitgenommen. Schweigend legten wir so Kilometer auf Kilometer zurück. Ab und zu wurde gehalten, um von hohen Bäumen aus Ausschau zu halten; mehrmals sahen wir hierbei im Norden, Nordwesten und Westen ziemlich weit entfernt Lagerfeuer glühen. Vor uns im Westen wütete deutlich erkennbar an zwei Stellen ein größerer Grasbrand, dessen Schein den nächtlichen Himmel rötete. Die Witbois unterschieden deutlich am Brandgeruch, ob er von einem Grasbrand oder vom Lagerfeuer herrührte. Diese Finessen hatte ich mir damals noch nicht angeeignet. Mit leiser Stimme teilten wir uns unsere gegenseitigen Beobachtungen mit; kreuzten wir Spuren, so wurden diese beim Schein eines Streich-