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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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Gegen io Uhr beobachteten wir über den Busch hinweg unseren Helio­graphen in der Arbeit. Einem in den telegraphischen Zeichen ausgebildeten Beobachter müßte es eigentlich gelingen, das Heliogramm glatt abzulesen, denn man konnte trotz der erheblichen Entfernung und des seitlichen Abstandes ganz deutlich kurz kurz lang usw. unterscheiden. Kurz nach ii Uhr kreuzten wir in ziemlich freiem Gelände die an den Bergen auf Omuweroumwe führende Straße. Jenseits derselben kam nur noch etwa iooo Meter freies Gelände, dann erstreckte sich bis zu dem auf Otjikaru hinziehenden nordöstlichen Ausläufer des kleinen Waterberges etwa 4 Kilo­meter dichter Busch. Gelänge es, auf diesen Ausläufer eine Batterie und Maschinengewehre zu schaffen, was ich gar nicht für ausgeschlossen halte, so könnte man den ganzen Omuweroumwe-Paß glatt sperren. Auch für Aufstellung der Oberleitung, also Sr. Exzellenz, während der Schlacht halte ich diesen Ausläufer des Berges für sehr geeignet, da man von ihm aus das ganze Hamakarital, in dem sich doch sicher der Entscheidungs­kampf entwickeln wird, übersehen kann.

Wir gelangten schließlich bis an das Rivier, das wechselnd zwischen 30 bis 50 Meter breit war und 2 bis 3 Meter hohe Ufer hatte; der Nordrand war mit dichtem Busche besetzt, in dem besetzte Werften lagen, an den Feuern und dem Viehgebrüll erkennbar. Auffallend viele Spuren von Kindern fanden wir hier, ein Anzeichen, daß in diesen Werften haupt­sächlich die Weiber und Kinder untergebracht waren. Es ging nun den Fluß entlang bis zur Werft Otjikaru, die sich als verlassen erwies. Hier passierte noch ein kleiner Zwischenfall. Ich ritt mit unserem Landes­kundigen Melchior an der Spitze, und wir kamen gerade an einem Pontok dicht vorbei, als dieser mich am Ärmel anhielt und auf den Pontok zeigte. Richtig sah man durch das Dach hindurch die rote Glut des Lagerfeuers. Wie der Wind waren wir von den Pferden herunter und am Eingang, in den ich mit der elektrischen Laterne hinein leuchtete, in der anderen Hand die Mauserpistole schußbereit. Leider hatte der Inhaber wohl Lunte ge­rochen und es vorgezogen, seine Behausung schon etwas früher zu verlassen, und die zurückgelassenen Decken zeigten, wie eüig er es gehabt hatte. Wir ritten noch bis gegen i-J- Uhr etwas vom Rivier abwendend und rasteten dann bis 5J, um unsere müden Tiere etwas verpusten zu lassen und sie zu füttern. In dieser Zeit ist, wie ich wohl schon früher schrieb, ein Über­fall kaum zu befürchten, an Schlaf war andererseits bei uns der Kälte halber nicht zu denken.

Um 5-J- gings weiter. Wir erreichten schon bei Tageslicht das Rivier bei Ombujomatemba und waren plötzlich mitten zwischen besetzten Werften, aus denen zuerst Kindergeschrei ertönte und dann Leute davon eilten. Es waren die ersten Werften südlich des Riviers, also vermutlich das linke Ende der feindlichen Stellung. Nun kam bald Werft an Werft,