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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
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Kameldorn- und wilden Feigenbäumen durchsetzt war, erschwerte sie sehr wesentlich. Daher bat ich, bevor der gesamte Stab weiter vorritt, für meine Person erst einmal allein Vorgehen zu dürfen, um einen geeigneteren Punkt zu finden und zugleich das Gelände selbst zu erkunden.

Nach rechts hin ritt kurz nach mir Oberstleutnant Müller selbst. Ich war sehr schnell allein zu Pferde und ritt im Galopp quer durch den Busch halb links vorwärts, bis ich an einer verlassenen Werft einen ein­zelnen hohen Feigenbaum antraf. Schnell war ich herunter vom Pferde, hatte dieses unten angebunden und den Baum erklettert. Doch wer be­schreibt meinen Schrecken, als ich von oben ungefähr 60 Schritt entfernt bewaffnete Hereros auf mich zulaufen sah. Sie hatten mich jedenfalls auch erst im letzten Augenblick gesehen, denn noch schoß keiner. Wie der Wind war ich von dem Baume herunter und ohne Bügel auf meinem Schimmel. Mein Bestreben war, so schnell wie möglich zurückzureiten und zu warnen, denn im dichten Busch ist natürlich eine Überraschung leicht möglich. Schärfste Gangart reitend, erreichte ich die Straße vielleicht 300 Meter vor dem Termitenhaufen, an dem der Stab gehalten hatte. Zugleich erhielt ich von links und von hinten starkes Feuer. Gleich einer der ersten Schüsse traf mein Pferd hinten durch die Keulen. Es knickte einen Augenblick zusammen, ging aber sofort weiter. Das Feuer verstärkte sich noch. Ich sah bis auf den Pferdehals heruntergebeugt, links gar nicht weit einzelne Schützen stehen. Es ging nun ums Leben, das wußte ich genau. Denn fiel mein Pferd, so schlugen sie mich sofort mit dem Kirri tot. Ich ritt daher was ich konnte und, obwohl es nur wenige kurze Minuten waren, kam es mir wie eine Ewigkeit vor.

Mit einem Male fühle ich einen schweren Schlag am rechten Fuße, der Bügel flog mir bis zum Hut und der Fuß hing mir wie Blei herunter. Herunterblickend sah ich das Loch im Stiefel und daraus Blutstropfen hervorsickern, also Schuß durchs Fußgelenk. Einen Moment hatte ich etwas die Balance verloren, hielt mich aber an der Mähne fest und weiter gings nun mit dem linken Fuß spornierend, denn der rechte war unbrauch­bar. Noch zwei Kugeln erhielt mein guter Schimmel. Eine quer durch den Bauch gerade durch die Gurte und die andere ins Hochblatt. Es war ein bildschöner Blattschuß und daher ein Wunder, daß der Gaul immer noch ging. Die Kugel muß dicht am Herzen vorbeigegangen sein, das Blut spritzte im hohen Bogen heraus, und mein braver Schimmel sah bald mehr rot wie weiß aüs. Er hat mir aber so das Leben gerettet.

Kurz hinter dem Termitenhaufen traf ich auf Oberstleutnant Müller mit Melchior und Jacobs. Ich parierte durch und Oberstleutnant Müller fragte:Was ist denn los? Ich sagte nur kurz:Schuß durchs Fuß­gelenk. Zu langem Besinnen war keine Zeit, denn von allen Seiten pfiffen die Kugeln. Oberstleutnant Müller rief nur schnellna, dann vorwärts,